Ich denke anders, und hier bin ich richtig
Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft an der TH Lübeck
Neu an etwas herangehen; von einer anderen Seite aus fragen; neue Zusammenhänge suchen – das liegt mir im Blut. Ich denke oft anders und bin sehr glücklich, dass ich damit hier richtig bin. Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung sensibilisieren wir an der Technischen Hochschule Lübeck junge Menschen dafür, dass in der Zukunft immer wieder neue Fragestellungen auf sie zukommen werden, für die es keine fertigen Lösungen gibt. Beispielsweise wie sich die Arbeitsbedingungen für Menschen verändern müssen und können; welcher Sinn den eigenen Tätigkeiten zukommen wird oder auch die Frage nach dem Wert direkter menschlicher Begegnung in einer digitalisierten Welt. Es ist unsere Aufgabe, sie darin zu fördern, sich im Studium und später im Berufsleben selbstständig immer wieder neues Wissen anzueignen, Informationen sorgfältig zu prüfen und ihren Horizont kontinuierlich zu erweitern, um ganzheitliche, fundierte Entscheidungen treffen zu können. Im Fach Personalmanagement beispielsweise vermittle ich Studierenden der Wirtschaftswissenschaften nicht nur, welche Gestaltungsmöglichkeiten sie bei der Unternehmens- und Personalführung haben. Ihnen wird auch ihre Verantwortung bewusster, die sie durch ihr Handeln gegenüber der Belegschaft, der Gesellschaft und der Umwelt übernehmen können.
Mit neuer Didaktik Zukunftskompetenzen vermitteln
Meine Haupttätigkeit während der Vorlesungszeit ist die Lehre und Betreuung von Studierenden. Die pro Semester angesetzten „Semesterwochenstunden“ umfassen nicht nur die Zeit im Seminarraum, sondern auch beträchtliche Vor- und Nachbereitung. Ich aktualisiere die Lernziele und Materialien immer wieder, entsprechend den Veränderungen in Forschung und Welt – darin kann ich auch mal phasenweise aufgehen. Neue Didaktik ist für mich eine Herzensangelegenheit; hier darf ich mich ständig herausfordern: Wie kann ich Studierende für bestimmte Themen begeistern? Und insgesamt für eine wissenschaftliche Herangehensweise? Welche spannenden neuen Übungsformate kann ich gestalten, mit denen ich überraschen und Motivation zum Lernen schaffen kann? Und wie kann ich dabei zukünftig besonders erfolgsrelevante Kompetenzen wie innovatives oder ganzheitliches Denken fördern?
Im Escape-Room spielerisch komplexe Problemstellungen erkunden
Besonders der konstruktivistische Ansatz hat es mir dabei angetan, und so entwickele ich ständig neue Ideen, wie die Studierenden interaktiv in praxisbezogene Fälle „eintauchen“ oder auch mal spielerisch komplexe Problemstellungen erkunden können. Beispielsweise indem Erstsemesterstudierende in selbstorganisierten Teams einen Escape Room konzipieren, ihre einzelnen Rätsel zu einer zusammenhängenden Story kombinieren und die Geräte tatsächlich aufbauen. So können sie die vermittelten Kenntnisse zu Projekt- und Selbstmanagement genauso wie IT und Elektrotechnik reflektieren und kreativ verarbeiten. Bei dieser Form der Didaktik wird deutlich, dass wir in diesem Beruf Menschen bei einer entscheidenden Phase ihrer Selbstentwicklung begleiten – diese Selbstentwicklung erscheint heute herausfordernder denn je. Neben den Fachinhalten werden bestimmte „Schlüsselkompetenzen“ wichtiger. Dazu gehört zentral die Fähigkeit ständig zu lernen, selbstgesteuert, selbstmotiviert, auch digital. Wir unterrichten die Fach- und Führungskräfte von morgen, die in einem von Komplexität, Flexibilisierung und Virtualisierung geprägten Alltagsleben die richtigen Antworten finden sollen. Aber wie genau wird es ihnen gelingen, so vorbildlich selbstorganisiert, flexibel im Denken, kreativ und gleichzeitig anpassungsfähig zu werden, wie es von ihnen erwartet werden wird? Solche Zukunftskompetenzen zu vermitteln stellt aus meiner Sicht ein wichtiges Wachstumsfeld für unsere Hochschullehre dar.
Interdisziplinär Horizonte erschließen
In der Wirtschaft habe ich über 15 Jahre lang als Organisations- und Personalentwicklerin gearbeitet und dabei besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit geschätzt. Dieser Aspekt wird an der Hochschule oft noch höher gewichtet: Zugunsten einer anwendungsorientierten Forschung geht es schließlich um die besten Lösungsideen. Dafür ist es unsere Aufgabe, immer wieder neue Schnittstellen und Synergien zwischen den Forschenden und Anwendenden zu schaffen. Das ist umso lohnender für mich, als mein Kollegium über aktuelles Wissen im jeweiligen Bereich verfügt. Es besteht ein großes Interesse am interdisziplinären Austausch und an praxisbezogener Innovation. Dadurch lassen sich größere Bögen spannen, über den eigenen fachlichen Schwerpunkt hinaus. Horizonte – in der Lehre, in der Forschung, in Wirtschaft und Gesellschaft – das ist die Blickrichtung, mit der wir immer wieder zusammen diskutieren und entwerfen. Und das ist wohl eins der größten Geschenke in diesem Beruf, dass wir selbst gefragt sind, neue Horizonte zu erschließen, statt vorgegebene Aufträge zu erfüllen! Natürlich ist auch das mit einer spannenden Herausforderung verbunden: Es gilt, immer wieder selbstständig relevante Fragen zu identifizieren, Gleichgesinnte zu finden und von den eigenen Konzepten zu überzeugen. Wer also gerne netzwerkt, gerne die Ansichten und Bedürfnisse von vielen frei agierenden Persönlichkeiten in die Waagschale wirft, ein Leben lang neugierig bleiben will und ebenso Andere neugierig machen kann – wird hier nie allein sein.
Dr. Sonja Beer,
Professorin für Betriebswirtschaftslehre
Arbeitsschwerpunkte:
- Human Resource Management
- Wirtschaftspsychologie und Schlüsselkompetenzen
- kreative Gruppenprozesse
- konstruktivistische Didaktik
- Gestaltung von Kommunikationsprozessen
- Studienerfolgsförderung
Wir haben einen Auftrag als Hochschule! Wir vermitteln nicht nur Wissen, sondern wir bereiten junge Menschen darauf vor, Verantwortung zu übernehmen in der Wirtschaft und in der Gesellschaft.
Kontakt
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Ansprechpartnerin
Dr. Katrin Blankenburg
Projektleitung Wege zur Professur