Kein Wenn und Aber. Anfangen! Machen!
Fachbereich Elektrotechnik und Informatik an der TH Lübeck
Ich mache mir viele Gedanken über die Lehre der Zukunft. Wann brauchen wir an der Technischen Hochschule fassbare Erfahrungen in Präsenz-Veranstaltungen, wann sind digitale Formate eine Bereicherung? Wie können hybride Veranstaltungen zukünftig so gestaltet werden, dass sie für alle ein Gewinn sind? Ich glaube, da wächst jetzt etwas zusammen, was zusammengehört. Wir Lehrenden werden persönlich im Hörsaal sein, aber die Studierenden können zukünftig entscheiden, ob sie persönlich oder digital anwesend sein wollen. Ich nenne das Plug-in-Hybrid, weil es eine Präsenzveranstaltung ist, in die die Online-Veranstaltung eingepflanzt wird.
Aus der Praxis an die Hochschule
Die Verbindung von Praxis und Theorie war schon immer mein Thema. Ich habe erst eine handwerkliche Ausbildung gemacht und dann im zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife nachgeholt. Danach war ich fünf Jahre lang in Großbritannien, habe dort auch promoviert. 15 Jahre lang habe ich danach in der Industrie Erfahrungen gesammelt, das war sehr spannend. Irgendwann war es genug. Ich wollte das, was ich da erlebt hatte, praktisch an die nächste Generation weitergeben. Ich bin mit Leib und Seele Praktiker, aber mein Herz schlägt für die Lehre. Daher fühle ich mich an der Technischen Hochschule zu Hause. Hier bin ich primär für die Vermittlung von Grundlagen tätig, mein Schwerpunkt ist die Vermittlung von Prinzipien, Übersichten und die Suche nach den unterschiedlichen Lösungsoptionen für vergleichbare Probleme mit möglichst praxisnahen Beispielen. Ich tobe mich richtig für die Lehre aus und versuche das, was ich in der Industrie mitbekommen habe, an die Studierenden weiterzugeben.
Digitaler Entwicklungsschub
Während der Vorlesungszeit ist mein Alltag durchgetaktet durch die Lehre: Vorlesungen, Praktika, Seminare, Gespräche, Prüfungen. Die werden in der Regel in vier Tagen erbracht, da ist wenig Raum für Anderes. Den freien Tag nutze ich für Vor- und Nachbereitungen – und für das Nachdenken über neue Formate. Bei der digitalen Lehre haben wir nicht zuletzt durch Corona einen enormen Schub bekommen. Ich selbst zeichne meine Vorlesungen schon lange auf und stelle sie den Studierenden zur Verfügung. Jetzt haben wir die Hörsäle technisch neu ausgestattet, mobile Kameras gekauft und in einem fachübergreifenden Team eine eigene Video-Plattform mit eigenem Rechte-Management konzipiert und eingeführt, wo wir in einem geschützten Raum unsere Lehrveranstaltungen einstellen. Neue Anregungen für die Lehre erhalte ich in unserem eigenen Didaktik-Netzwerk „SOTL“, in dem wir uns zusammen mit der Universität vernetzt haben und über das „Zentrum für Digitale Lehre“ (ZDL), das auf dem Campus gleich nebenan ist. Daneben engagiere ich mich im bundesweiten Netzwerk „LehrehochN“.
Studium der Zukunft wird individuell und flexibel
Ich glaube, das Studium der Zukunft wird individuell und sehr flexibel sein: Synchron-Präsenz, Synchron-Online und Asynchron-Online – vieles wird möglich sein. Das ist für die Studierenden und letztendlich auch für uns eine echte Bereicherung. Ich bin mir sicher, die Lehre wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. Bei der Umsetzung bin ich pragmatisch: Kein Wenn und Aber, nicht zu lange Konzepte entwickeln, sondern anfangen! Machen! Neues ausprobieren, evaluieren, korrigieren und dann verbessern – das ist der Weg, gute didaktische Konzepte zu entwickeln. Daran möchte ich mitwirken.
Dr. Gunnar Schmidt,
Professor für Elektrotechnik
Arbeitsschwerpunkte
- Elektrotechnik
- Schaltungsentwurf
- übergreifende Methodenkompetenzen
- Zusammenführung von Online- und Präsenzlehre
- Mitglied bei Lehrehochn
- Wirkforschung bei SoTL (Scholarship of Teaching and Learning).
Ich bin ein Mensch aus der Praxis, aber mein Herz schlägt für die Lehre. Oft gibt es mehrere Optionen und nicht nur einen goldenen Lösungsweg. Das möchte ich mit meinen Studierenden praxisnah herausarbeiten.
Kontakt
Sie haben Interesse an einer Professur an der Technischen Hochschule Lübeck? Wir beraten und unterstützen Sie gern!
Ansprechpartnerin
Dr. Katrin Blankenburg
Projektleitung Wege zur Professur