Statistische Modellierung: Warum kommen Menschen in eine Stadt?

Ein Projekt der TH Lübeck mit der Wirtschaftsförderung Lübeck nutzt die von der Wirtschaftsförderung im Jahr 2021 an zehn Standorten auf der Altstadtinsel installierten Laserzähler. Die Zähler erfassen die Personenströme in der Altstadt, zudem liegen bestimmte Informationen zum Wetter, zum öffentlichen Nahverkehr und zur Parkplatzauslastung vor.

Die verwendeten Datenquellen liefern sehr unterschiedlich strukturierte Daten in unterschiedlicher Frequenz, Qualität und Detailtiefe. Professor Thomas Romeyke betreibt deshalb für das Projekt ein IT-System, mit dem die regelmäßig entstehenden Daten an ihren Quellen abgerufen, zielgerichtet transformiert und dann für die Auswertung in einer Datenbank bereitgestellt werden. Es ist in diesem Projekt wie in vielen anderen ‚Big-data‘-Projekten, sagt er. Die in der Realität erfassten Daten aus unterschiedlichsten Zusammenhängen passen üblicherweise nicht zusammen, eine sinnvolle Transformation ist praktisch immer notwendig, bevor eine verlässliche Auswertung möglich wird.

Professorin Karen Cabos nutzt die generierten Daten, um herauszufinden, welche Faktoren einen Einfluss auf die Anzahl von Personen in der Innenstadt haben. Ich möchte abbilden, welche Rahmenbedingungen die Innenstadt attraktiv für die Menschen machen, so Cabos. Um das herauszufinden, nutzt sie ein strukturelles Regressionsmodell. Damit ermittelt sie, wie stark sich unterschiedliche Variablen auf die Besucherzahlen auswirken.

Parkplätze, der öffentliche Nahverkehr, Jahres- und Uhrzeiten, das Wetter oder Großevents und andere saisonale Einflüsse berücksichtigt Cabos in ihrem statistischen Modell. Die Definition der Einflussfaktoren ist dabei ebenso wichtig wie die Datenbasis. Derzeit haben wir verlässliche Daten aus etwas mehr als einem Jahr, erklärt Cabos, daraus kann man schon einige Ergebnisse ziehen. Beispielsweise können wir jetzt schon eine relativ verlässliche Aussage dazu treffen, dass die Parkplatzsituation in der Kanalstraße einen stärkeren Einfluss auf den Publikumsverkehr in der Hüxstraße als in der Breiten Straße hat. Oder dass Monate mit einem hohen Aufkommen an Touristen durch einen überdurchschnittlichen Bedarf an Parkplätzen in der Innenstadt gekennzeichnet zu sein scheinen. Sondereffekte, wie den Einfluss der Corona-Maßnahmen oder des 9-Euro-Tickets können wir auf dieser Datenbasis jedoch noch nicht quantifizieren. Das wird erst in einigen Jahren möglich sein. Menschenströme und ihre Ursachen hängen stark mit der Verkehrssituation zusammen, haben aber auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. Was macht Geschäftsflächen attraktiv? Welche Straßen und Geschäfte sind in der Weihnachtszeit besonders frequentiert? Was müssen wir machen, damit Menschen in die Innenstadt kommen?