Projekt SpuGeSH
Kläranlagen (KA) der Größenklasse 3 bis 5 tragen in Schleswig-Holstein (SH) vermutlich erheblich zum Eintrag vieler anthropogener Spurenstoffe in Oberflächengewässer bei. Hierzu zählen neben Arzneistoffen auch Pflanzenschutzmittel, Haushalts- und Industriechemikalien, Kunststoffe sowie Kunststoffzusätze, halogenierte Kohlenwasserstoffe u.dgl.
Ein Teil dieser Substanzen wird als prioritärer Stoff in der Oberflächengewässerverordnung (OGewV) in der Anlage 8 geführt. Bei diesen Stoffen wird ein signifikantes Risiko für die aquatische Umwelt erwartet. Die entsprechende EU-Richtlinie (2013/39/EU, zuvor: 2008/105/EC) definiert Umweltqualitätsnormen (UQN), die zur Beurteilung des Zustands der Gewässer nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) herangezogen werden. Bisher umfasst diese Richtlinie 2013/39/EU in erster Linie Pflanzenschutzmittel, Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Schwermetalle. Die Richtlinie wurde mit der Novellierung der OGewV im Jahr 2016 in deutsches Recht umgesetzt. Daneben werden in der OGewV in Anlage 6 UQN für flussgebietsspezifische Spurenstoffe geführt, darunter ebenfalls PAK, Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel.
Arzneistoffe werden derzeit nur auf einer Beobachtungsliste („watch list“) geführt, um aus den zu erhebenden Daten künftig UQN ableiten zu können. Bei diesen Stoffen und bei den diskutierten Stoffen, die noch nicht in der OGewV definiert sind, kann jedoch zukünftig damit gerechnet werden, dass diese in der OGewV mit einer UQN aufgenommen werden.
Aus dem F&E-Projekt „PrioSH“ ist bekannt, dass viele Spurenstoffe in Kläranlagen (KA), die dem Stand der Technik entsprechen, nicht vollständig zurückgehalten werden können, so dass ein negativer Einfluss auf die Oberflächengewässer zu befürchten ist. Somit könnte es infolge der Einleitung von gereinigtem Abwasser zu einer Überschreitung einzelner UQN in bestimmten Wasserkörpern kommen.
Im Rahmen des Projektes SpuGeSH sollen Spurenstoffkonzentrationen im KA-Ablauf sowie Ober- und Unterstrom der Einleitung ins Oberflächengewässer bestimmt werden, um den Einfluss der KA auf die Gewässerqualität bzgl. dieser Spurenstoffe beurteilen zu können. Dabei spielt die Verdünnung des KA-Ablaufes durch das Gewässer eine entscheidende Rolle. Diese soll durch die parallele messtechnische Erfassung der Abflüsse im Gewässer (und daraus abgeleiteter Frachtbestimmung) ermittelt werden. Darüber hinaus spielt neben der Größe der KA auch die Größe und Nutzung des Gewässereinzugsgebietes eine wesentliche Rolle.
Sollten KA-Einleitungen einen signifikanten Einfluss auf die Gewässerqualität haben bzw. die UQN bestimmter Parameter im Gewässer überschritten werden, wären weitergehende Maßnahmen bei der Abwasserreinigung zu erwägen. Im Rahmen des Projektes sollen für diese Abwägung Kennwerte zur Quantifizierung des Einflusses von KA auf die Gewässerqualität abgeleitet werden. Die Projektergebnisse sollen mithin die Identifikation kritischer Gewässerabschnitte hinsichtlich einer möglichen Überschreitung der UQN in den Oberflächengewässern Schleswig-Holsteins unterstützen.
Projektname: | SpuGeSH |
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Projektbezeichnung: | Etablierung einer vereinfachten Bilanzierungsmethode zur Abschätzung des Anteils von Kläranlagen-Abläufen an der Spurenstoff-Belastung in den Oberflächengewässern Schleswig-Holsteins - Ableitung von Kennwerten zur Quantifizierung des Einflusses von Kläranlagen auf die Gewässerqualität |
Projektleitung: | Prof. Dr.-Ing. Matthias Grottker; Dr.-Ing. Kai Wellbrock (beide Fachbereich Bauwesen, Labor für Siedlungswasserwirtschaft) |
Projektbearbeitung: | Jascha Hödl, B.Eng.; Carsten Marquardt, B.Eng., Kai Liepelt, B.Eng., Lisa Osterhoff, B.Eng. |
Projektlaufzeit: | 04/2021 – 06/2022 |
Förderung: | Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Schleswig-Holstein |
Kooperationspartner: | Limbach Analytics/ Chemisches Laboratorium Lübeck (CLL) |