Die Professur für Freiraumplanung im städtebaulichen Kontext ist zwischen den Studiengängen der Stadtplanung und Architektur verortet. Sie schult die Studierenden im Analysieren, Entwerfen und Darstellen von Landschaften im Anthropozän – unter Anwendung rational-planerischer sowie intuitiver und kreativer Methoden. Zudem werden Grundlagen der Umwelt- und Landschaftsplanung vermittelt sowie ein kritisches Problembewusstsein im Umgang mit Freiraumplanungen in der Klimakrise ausgebildet.
Ein besonderer Fokus der Lehre und Forschung liegt in der Auseinandersetzung mit den vielseitigen Ansprüchen menschlicher und nicht-menschlicher Akteur*innen in Planungsprozessen. Die Professur widmet sich der Erforschung alternativer Involvierungsmethoden zur kollektiven Entwicklung von Freiräumen und hinterfragt die Rollen von Planenden. Das forschende Entwerfen am Fachgebiet findet dabei in vielseitigen Bearbeitungsmaßstäben statt: Von der Aufstellung städtebaulicher Konzeptionen und Taktiken zur Entwicklung von Freiräumen, über die Realisierung von 1:1-Interventionen im realen Stadtraum bis hin zu Entwürfen im Objektmaßstab.
- Professur
- Biographie
Akademische Ausbildung:
10/2006 - 07/2009 B. Sc. Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
10/2010 – 03/2014 M. Sc. Landschaftsarchitektur, Technische Universität Berlin
08/2011 – 01/2012 Auslandssemester an der University of Copenhagen, Fachrichtung Urban Design (DK)
10/2022 Abschluss der Promotion “Reizende Landschaften, provozierende Prozesse. Involvierendes Entwerfen für Eigenarten in urbanen Landschaften.”; Betreuende: Prof. Dr.-Ing. Martin Prominski, Leibniz Universität Hannover und Prof. Dipl.-Ing. Antje Stokman, HafenCity Universität Hamburg
Berufliche Tätigkeiten:
10/2007 - 09/2009 Tutorin, Institut für Freiraumentwicklung Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
11/2009 – 04/2010 Freiberufliche Tätigkeiten in Kooperation mit Planungsbüro Drecker und RSP Architekten (Hannover)
05/2010 – 09/2010 Praktikantin bei Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten (Zürich)
08/2012 – 12/2017 Werksstudentin und Mitarbeiterin, gruppe F – Freiraum für alle (Berlin)
01/2018 – 12/2018 Mitarbeiterin, Endboss GmbH (Hannover)
09/2015 – 08/2022 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Leibniz Universität Hannover, Institut für Freiraumentwicklung, Fachgebiet Entwerfen Urbaner Landschaften
Seit 09/2022 Professur für Freiraumplanung im städtebaulichen Kontext an der TH Lübeck, Fachbereich Bauwesen
- Publikationen
Busche, Kendra. 2023. Reizende Landschaften, provozierende Prozesse. Involvierendes Entwerfen und intersphärisches Agieren für Eigenarten in urbanen Landschaften. Hannover: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, Dissertationsschrift, DOI: https://doi.org/10.15488/13565
Prominski, Martin, und Kendra Busche. 2020. „Locality Pattern Systems as Design Tools for Water-Related Open Spaces“. In Water-Related Urbanization and Locality, herausgegeben von Fang Wang und Martin Prominski, 3–26. Singapore: Springer Singapore. https://doi. org/10.1007/978-981-15-3507-9_1.
Busche, Kendra. 2019. „Das bunte Wunder von Hannover. Die Entstehung der Gesellschaft für außerordentliche Zusammenarbeit“. In Bürgerschaftliches Engagement, Netzwerk Garten & Mensch, DGGL-Themenbuch 14, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Garten- kunst und Landschaftskultur (DGGL), 112-117. Berlin: L&H Verlag.
Busche, Kendra, Henning Holk, und Philipp Rösner. 2016. „Klassenziel verfehlt? Ein Fazit nach zehn Jahren Bologna-Reform.“ In Garten+Landschaft 01/2016 – Zukunft der Profession. 16. München: Callwey Verlag.
- Vortragsliste
Diskussionsrunde „Shox and the City“ auf dem Ideenboulevard Hannover, 08.08.2023
Diskussionsrunde „Gentrification“ auf dem Kiezkulturfestival Hannover, 13.10.2022
Talk im Rahmen der Zukunftswerkstatt „How to architect the future“ der Architektenkammer Niedersachsen, 15.12.2021
Expert*innengespräche im Rahmen des „Markt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“ der „Mobile Akademie Berlin“, Schauspielhaus Hannover, 12.09.2021
Von der Uni in die Stadtlandschaft und zurück. Hochschule Ostwestfalen-Lippe, 07.07.2021
Öffentlicher Raum und Teilhabe. Technische Hochschule Lübeck, 04.02.2021
hannover VOIDS. Studio urbane Landschaften, 06.11.2020
Das Prinzip der Ermöglichung in der Stadtentwicklung, JuLis Niedersachsen, 10.08.2020
Die Gesellschaft für außerordentliche Zusammenarbeit, Hochschule Osnabrück, 09.01.2020
Hannovielien - Orte des Gemeinschaffens in Hannover. Netzwerk Immovielien, Bundestagung, Ihme-Zentrum Hannover, 15.02.2019
Von der Uni in die Stadtlandschaft und zurück. Hochschule Osnabrück, 28.03.2019
VOIDS - Möglichkeitsräume in der Stadt. 7. Regionaltagung des Netzwerk Garten&Mensch der DGGL, Leibniz Universität Hannover, 17.05.2019
Taktischer Urbanismus. Eine außerordentliche Zusammenkunft der “Gesellschaft für außerordentliche Zusammenarbeit”, OpenSpace auf dem PlatzProjekt Hannover, 18.05.2019
Kunst umgehen. Sprechstunde in Kooperation mit dem Vermittlungsprogramm “Kunst umgehen” des Kulturbüros der Landeshauptstadt Hannover, Stadtspaziergang entlang der Fösse, 29.06.2019
Lehre am Mittag. Urban Issues: Hannover VOIDS. Austausch- und Vernetzungsformat für Lehrende an der Leibniz Universität Hannover, 02.08.2019
- Forschungsschwerpunkte
Aktuelle Forschungsprojekte:
Lehrforschungsprojekt: Ein Wismut-Erbe-Haus für das Projekt Ronneburg
Projektlaufzeit: März 2023 – Mai 2024Leitung: Prof. Dipl.-Ing. Stephan Wehrig und Prof. Dr. Kendra Busche (TH Lübeck), Dr. Julia Dünkel (Wismut Stiftungs gGmbH)
Förderung: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Freistaat Sachsen, Freistaat Thüringen
Projektbeschreibung: Den eigenen Blickwinkel aufweiten, neues Wissen erlangen und unentbehrliche Erfahrungen sammeln. Dies sind nur einige von vielen Motivationen, die Studierende zu einem Studium der Architektur an der TH Lübeck bewegen. Diese Beweggründe gilt es in der Lehre und Forschung an der Hochschule aufzugreifen und weiterzuführen – idealerweise verknüpfend als lebendiges Lehrforschungsprojekt, welches einen Wissenstransfer zwischen Hochschule und realer Lebenswelt herstellt.Gebäude sind essentieller Bestandteil unserer gebauten Umwelt. Somit fordert das Architekturstudium einen besonders starken Realitätsbezug in der Ausbildung von Studierenden. Durch das Lehrforschungsprojekt „Ein Wismut-Erbe-Haus für das Projekt Ronneburg“ gemeinsam mit der Wismut Stiftung gGmbH wird 30 Studierenden die Möglichkeit geboten, ihr Fachwissen in einem konkreten Planungsfall anzuwenden und auszubauen. Sie werden Visionen für ein „Wismut-Erbe-Haus“ in Ronneburg entwerfen – jedoch nicht im Alleingang, sondern in Teilen als Mitwirkungsprozess in dem interessierte Menschen aus Ronneburg und Umgebung gefragt sind, denn: Jede gute Architektur wird aus der lokalen Geschichte und ihren Geschichten entwickelt.
Die Studierenden werden im Rahmen dieses Lehrforschungsprojektes mit der Wismut Stiftung zehn Monate lang rund um das Wismut-Erbe-Projekt und die Neue Landschaft Ronneburg forschen. Zu Beginn steht das Kennenlernen der Landschaft und ihrer Akteur*innen – planungsanalytisch aus der Ferne sowie mittels Exkursionen in die Neue Landschaft Ronneburg. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden die Studierenden Beteiligungsformate entwickeln anhand derer sie am 16. und 17. Juni 2023 den Schritt in die Öffentlichkeit wagen. An diesen Vor-Ort-Aktionstagen werden die Ansprüche und Wünsche der Bevölkerung und lokalen Akteur*innen an das zukünftige Wismut-Erbe-Haus ermittelt – spielerisch in der Landschaft sowie konzentriert an Arbeitstischen. Die Ergebnisse der bunten Beteiligungsaktionen lassen die Studierenden in die Auslobung eines Studierendenwettbewerbes einfließen: Das kollektive Wissen und die hervorgebrachten Ideen der Öffentlichkeit fließen somit in die planerischen Vorgaben des zukünftigen Wismut-Erbe-Hauses ein.
Im Winter 2023/24 wird die in Kooperation entwickelte Aufgabenstellung von den Studierenden bearbeitet. Sie entwerfen Alternativen für den konkreten Standort und die Nutzungsanforderungen sowie Ideen zur inhaltlichen Bespielung und die Gestalt des neuen Wismut-Erbe-Hauses für Ronneburg. So bringt das Lehrforschungsprojekt die unterschiedlichen Blickwinkel auf das Wismut-Erbe zusammen und schafft Raum für Wissensaustausch und neue Erfahrungen – für die Studierenden, die Zivilgesellschaft und weiteren lokalen Akteur*innen.
Abgeschlossene Forschungsprojekte an anderen Einrichtungen:
Forschungsprojekt: Urbanization and Locality – Preserving and Developing Identity in Large-Scale Urbanization Processes with Urban Landscapes along Canals as Case Studies
Projektlaufzeit: Mai 2016 – April 2019
Leitung: Prof. Dr. Martin Prominski (Leibniz Universität Hannover); Prof. Dr. Fang Wang (Peking Universität); Forschungspartner: Prof. Dr. Rüdiger Prasse + Prof. Dipl. Ing. Carl Herwarth von Bittenfeld (Leibniz Universität Hannover); Bihu Wu + Shuangcheng Li (Peking Universität)
Förderung: Chinesisch-Deutsches Zentrum für Wissenschaftsförderung. Ein Joint-Venture der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der National Natural Science Foundation of China (NSFC); GZ 1201
Projektbeschreibung: Das Projekt geht von der Annahme aus, dass die derzeitigen Stadtentwicklungsprojekte immer mehr gleich aussehen. Sie gehen nicht auf den lokalen Charakter des Ortes (genius loci) ein, was zu Stadtgebieten mit geringer Identität führt. Diese neuen Viertel erschweren es den Bewohnern, sich mit ihrer Umgebung zu identifizieren, was die Lebensqualität mindert. Das Projekt zielt darauf ab, Alternativen zu entwickeln und stellt die Frage: Was sind die Merkmale für Lokalität in städtischen Gebieten? Was sind die Merkmale eines dynamischen Verständnisses von Lokalität, das eine Musealisierung vermeidet? Wie können diese Merkmale im Planungs- und Gestaltungsprozess berücksichtigt werden, um ein Gleichgewicht zwischen Lokalität und schneller Urbanisierung zu erreichen?
Um diese Fragen zu klären, wurden städtische Kanallandschaften als Untersuchungsgegenstand für die dynamische Beziehung zwischen Urbanisierung und Lokalität gewählt, da sie aufgrund ihrer reichhaltigen historischen Schichten einen spezifischen Charakter aufweisen und gleichzeitig einem hohen Druck durch urbane Transformationsprozesse ausgesetzt sind, der die Gefahr der Uniformität birgt. Um anwendbare Prinzipien für zukünftige Urbanisierungsprojekte mit hoher Identität zu entwickeln, werden Fallstudien aus Deutschland und China ausgewählt, da beide Länder die unterschiedlichen Phasen der reifen bzw. schnellen Urbanisierung repräsentieren. Dies führt zu unterschiedlichen Urbanisierungsansätzen, was die Erarbeitung von Forschungsergebnissen mit einer breiten Anwendbarkeit unterstützt.
In China wurde der Grand Canal von Peking nach Hangzhou als Fallstudiengebiet ausgewählt, weil so viele kulturell und natürlich vielfältige Städte entlang seiner 1776 Kilometer langen Strecke mit einem Wandel zu einem immer einheitlicheren Erscheinungsbild konfrontiert sind. In Deutschland wurden Urbanisierungsprojekte entlang von Kanälen aus verschiedenen Regionen des Landes ausgewählt. Im Rahmen der Untersuchung werden aktuelle und historische Stadtentwicklungsprojekte am Canal Grande sowie an deutschen Kanälen analysiert, parallel zu einer Studie über die unterschiedlichen Konzepte von Lokalität in China und Deutschland. Auf dieser Grundlage werden Prinzipien entwickelt, die auf Planungs- und Gestaltungsprozesse anwendbar sind. Sie sollen zukünftige Projekte in China und Deutschland und darüber hinaus unterstützen, um eine Urbanisierung zu erreichen, die den lokalen Charakter bewahrt und entwickelt.