„Seit das Deutschlandstipendium vor zehn Jahren an unserer Hochschule eingeführt wurde, hat sich viel getan: Unsere Hochschule heißt nun Technische Hochschule Lübeck. Im Jahr 2019 waren wir unter großer nationaler und internationaler Beachtung Gastgeberin für die Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“, sagt TH Lübeck Präsidentin Muriel Helbig. Mehrere tausend Studierende haben in dieser Zeit ihr Studium an der Hochschule erfolgreich abgeschlossen. „Mehr als 250 von ihnen konnten während ihres Studiums auf die Unterstützung durch das Deutschlandstipendium zählen. Ermöglicht hat das eine Vielzahl von engagierten Fördernden“, ergänzt Muriel Helbig.
Ein Stipendium, das Zukunft stiftet
Einer der geförderten Studierenden ist Ibrahim Al Halabi, der 2015 aus Syrien nach Deutschland flüchtete. Dank seines Engagements hat er es zum Erfolg geschafft: So hat er neben seinem Bachelorstudium an der TH Lübeck auch noch ein Start-Up gegründet und sich jetzt für ein Masterstudium an der Technischen Hochschule eingeschrieben. „Als ich Damaskus verlassen musste und nach Deutschland gekommen bin, fühlte ich mich erstmal ziemlich verloren“, schildert Al Halabi. Von Bekannten erfuhr er vom LINKplus-Programm der TH Lübeck. LINKplus steht für „Lübecker Integrationskurse plus Technikunterricht“. Es ist ein Vorbereitungsprogramm zur Integration von Geflüchteten in einen Studiengang der Technischen Hochschule Lübeck, nicht unbedingt nur mit formaler Hochschul-Zugangsberechtigung.
Vormittags Deutschkurse, nachmittags Berufsschule
Ibrahim Al Halabi absolviert das Programm erfolgreich: „Vormittags habe ich Deutsch gelernt und nachmittags ging es in die Berufsschule. Das war wirklich stressig, aber es hat sich gelohnt.“ Als er mit seinem Studium beginnt, ist er dreißig Jahre alt. Anfangs fällt es ihm aufgrund der Sprachbarrieren schwer: „Es gab immer wieder neue Begriffe, die ich verstehen musste.“ Neben dem Studium belegt er weiter Deutschkurse und arbeitet, das Budget ist dennoch knapp. Deshalb sucht er aktiv nach Fördermöglichkeiten – als er vom Deutschlandstipendium erfährt, beschließt Ibrahim Al Halabi, sich zu bewerben. Tatsächlich wird er ausgewählt. „Als ich die Zusage für das Deutschlandstipendium bekommen habe, habe ich mich riesig gefreut.“
Viele Firmen als Förderer dabei, aber auch Privatpersonen
Auch seine Privatförderin Friedel Mark war begeistert: Die Idee, junge Menschen mit Migrationshintergrund auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen, verfolgte Friedel Mark schon seit längerem. „Ich habe einen engen Bezug zum Ausland, da schon mein Vater häufig unterwegs war. Als Regionalplanerin in der Koordinierung von Entwicklungshilfe habe ich selbst viele Jahre in Afrika gearbeitet“, sagt Mark. Umso mehr freute sie sich, als sie von einem befreundeten Ehepaar vom Deutschlandstipendium erfuhr: „Ich bin kinderlos und habe keinen Anhang. Ich finde, es ist sinnvoll, etwas abzugeben.“
Von der Laborführung bis zur Landung auf dem Mars
Das reich gefüllte Programm des 10-jährigen Jubiläums spiegelte die Vielfalt der Hochschule wider. Nachmittags konnten Interessierte verschiedene Labore der TH Lübeck besichtigen und so beispielsweise einen Blick in die Produktion von 360 Grad Videoproduktionen werfen. Im Labor für Immersive Medien zeigt Prof. Isabella Beyer Filmproduktionen, die sie in ihrer langjährigen Tätigkeit als Einzelunternehmerin erstellt hat, aber auch aktuelle Studierendenprojekte sind dabei. Die Gäste werden vom Strand in Travemünde mit Blick aufs Casino in den Himmel geflogen und folgen gespannt der Kamerabewegung. Sie landen auf dem Mars und sinken in die tiefsten Tiefen des Meeres hinab, um die „Superhelden der Ozeane“ kennenzulernen.
Ausgezeichnete Menschen und ein Highlight
Zum Festakt fanden sich rund 100 Personen im Bauforum der TH Lübeck ein. Musikalisch wurde die Veranstaltung durch Lina Gronemeyer und Hannes Pries. Die Präsidentin Dr. Muriel Helbig zog ein Resümee von 10 Jahren Deutschlandstipendium und stellte stolz fest: „Einer der ersten Stipendiaten ist nun selber Unternehmer und fördert seit diesem Jahr zwei Studierende an der TH Lübeck.“ In seiner Festrede erklärte Bernd Buchholz welches Ausmaß an Fachkräften jetzt schon und auch in naher Zukunft in Schleswig-Holstein benötigt würden und was die TH Lübeck mit ihrer Ausbildung dagegen in der Hand hätte: qualifizierte Studierende, gründungsfreudige junge Menschen. In ihrer Rede stellten die Stipendiat:innen Denise Bernau und Finn Dreyer fest, was für eine Bereicherung und Unterstützung sie durch das Netzwerk des Deutschlandstipendiums erfahren würden. Ihr Dank galt all den Förderern, aber auch der Programmkoordinatorin Nicola Grabow. Einen unternehmerischen Einblick gab Michael Schröter, seinerzeit selbst Student an der damaligen FH Lübeck und nun Förderer seitens des Unternehmens Mankenberg.
Im Anschluss an die Reden der Gäste, enthüllte der Vizepräsident für Studium und Digitalisierung Jochen Abke einen Tisch mit 10 elektronischen Kerzen – ein Highlight – wie es sich für eine digitalaffine Hochschule gehört. Karena Landes und Prof. Abke übergaben im weiteren Verlauf der Veranstaltung die Stipendienmappen an die Studierenden und Fördernden. Bei Sekt und Fingerfood kamen die Gäste ins Gespräch und ließen die Veranstaltung ausklingen.