Am Donnerstag, 13.06.2019, war es endlich soweit. Pünktlich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten der Technischen Hochschule Lübeck konnten die Studierenden der Fachrichtung Architektur ihren neuen temporären Standort auf der Altstadtinsel präsentieren.
Als Referent für die Auftaktveranstaltung hielt Gastprofessor Gerhard Matzig einen äußerst launigen Vortrag zum hundertsten Geburtstag des Bauhauses mit einem besonderen Fokus auf die Rezeptionsgeschichte, die gleichermaßen von aktuellen Bezügen bis in die Gegenwart wie auch von geradezu grotesken Irrungen und Wirren in der Deutung geprägt ist.
Das Konzept des „Satellite of Science“ – das bewusst auf einen städtischen Arbeits-, Veranstaltungs- und Begegnungsort abzielt – hätte keinen besseren Auftakt finden können. Noch bis spät in die sommerliche Nacht wurde im und vor dem „Satellite of Science“ ausgiebig gefeiert. Anregende Gespräche zwischen Studierenden, Professorinnen und Professoren der Technischen Hochschule, einigen namhaften Architekten und Landschaftsarchitekten aus Lübeck, Vertretern des BDA Schleswig-Holsteins (Bund Deutscher Architekten) und interessierten Bürger*innen illustrieren eindrucksvoll, wie Hochschule, Stadt und Öffentlichkeit bei diesem Projekt geschickt verknüpft wurden.
Der gelungenen Auftaktveranstaltung folgte am Freitag, 14.06.2019, ein weiterer prominenter Referent. Im großen Börsensaal der Stadt Lübeck nutzte der ehemalige Berliner Senatsbaudirektor Prof. Dr. Hans Stimmann die Gelegenheit zu einem sehr persönlichen Ausflug durch die Stadtgeschichte von Lübeck. Als gebürtiger Lübecker und ausgewiesener Kenner der lokalen Verhältnisse richtete er den Fokus insbesondere auf die städtebaulichen Entwicklungslinien der 40er und 50er Jahre. Als Moderator der Veranstaltung trug Gastprofessor Gerhard Matzig wieder seinen Teil dazu bei, dass auch dieser Abend einen nicht minder lebhaften Ausklang im benachbarten „Satellite of Science“ fand.
Schon mehrmals wurden in der Vergangenheit hochschulintern Versuche unternommen, temporäre Standorte in der Altstadt zu etablieren. Die Genese des „Satellite of Science" begann im Wintersemester 2018/19 mit einer ausgedehnten Grundlagenanalyse als Projekt im „Realbaulabor“ der Architektur am Fachbereich Bauwesen. Das Erkenntnisinteresse war dabei zu Beginn auf mögliche Raumprogramme, auf gestalterische Ansätze, wirtschaftlich darstellbare Realisierungsprozesse und vor allem auf die konkrete Analyse vorhandener Leerstände in der Lübecker Altstadt gerichtet. Mit tatkräftiger Unterstützung der entsprechenden Behörden konnte im April 2019 eine Nutzungsvereinbarung für die ehemalige „Fischerklause“ am Rathaushof erzielt werden, welche in der Folge Gegenstand der Planungen des „Realbaulabors“ wurde.
Das Realbaulabor der Architektur wurde 2018 im Fachbereich Bauwesen eigens für die Planung und Realisierung von 1:1 Projekten gegründet. Das Lehrkonzept ist darauf ausgerichtet, dass die Studierenden von der Idee über den Entwurf, die Ausführungsplanung bis zur eigenhändigen Umsetzung in den realen Maßstab maximale praktische Erfahrungen sammeln. Parallel zum „Satellite of Science“ wurden in diesem Lehrformat bereits ein „Tiny-House“ und der „Ey!cube“ auf dem Campus der TH Lübeck umgesetzt und ganz aktuell im Rahmen der 50 Jahrfeier der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Der „Satellite of Science“, der unter der fachkundigen Leitung von Nele Kraeher und Prof. Guido Neubeck entstand, ist in diesem Kontext das erste Projekt, welches die Themenfelder Baukultur und sozialräumliche Intervention bewusst im öffentlichen Raum verhandelt.
Weitere Informationen
- Der Fachbereich Bauwesen der TH Lübeck
- Die Studiengänge des Fachbereichs Bauwesen
- Das Realbaulabor der TH Lübeck