„Wie schön, dass Sie alle hier sind und wir wünschen uns einen wirklich netten Abend hier im Bauforum“, eröffnet Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der TH Lübeck den Festakt vor rund 170 geladenen Gästen. Die Veranstaltung am 30. Mai 2022 ist der Startpunkt der Festwoche anlässlich des 125. Jubiläums des Bauwesens in Lübeck. Unter dem Motto „Vom Meister zum Master“ wird die Genese der Bau-Qualifikation von der historischen Lübecker Baugewerkeschule bis zur heutigen TH Lübeck gefeiert. Der Fachbereich Bauwesen stellt darüber hinaus seine Vision für die Zukunft vor.
Bautradition in Lübeck
Der Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, Jan Lindenau schaut weit in die Vergangenheit zurück. So sei bereits im 13. Jahrhundert in Lübeck gebaut worden, allerdings eher nach dem Prinzip „Learning by Doing“. Die Institutionalisierung fand 1896 mit der Gründung der Baugewerkeschule statt. Zum Geburtstag überreicht der Bürgermeister ein Faksimile des offiziellen Senatsbeschlusses über die Gründung und Ausstattung der Baugewerbeschule.
Herzlichen Dank für viele Kooperationen, herzlichen Dank für viele inspirierende Anstöße, die die Stadt vorangebracht haben und herzlichen Dank für die bestehenden Kooperationen. Wir freuen uns, dass sich die TH Lübeck inmitten unserer wachsenden Stadt befindet, so Lindenau.
Joachim Heisel, Seniorprofessor des Fachbereichs, lässt 200 Jahre Geschichte aufleben. So umreißt er die Entwicklung von der Freyen Zeichenschule bis zur heutigen TH Lübeck. Insbesondere die hohe Bedeutung der gestalterischen und technischen Komponenten für das damalige Niederdeutschland hebt Heisel hervor. Die vollständige Chronik finden Sie unter: www.th-luebeck.de/125-jahre-bauwesen-in-luebeck.
Hochattraktiver Standort für das Bauwesen
Doch nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart und die Zukunft des Bauwesens in Lübeck werden thematisiert:
„An der TH Lübeck vereinbaren wir das Bauwesen in seiner Tiefe und Breite. Bis heute sind wir stolz auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit, internationale Kooperationen und regionale Verwurzelung.“, so Helbig, dies habe Auswirkungen auf das gesamte Bundesgebiet, aber insbesondere auf Schleswig-Holstein. „Wir sind hier auf ausgewiesene Expertise und ausreichend Fachkräfte in Architektur und Bauwesen angewiesen.“ Doch Helbig sieht auch noch Entwicklungspotenzial: zwei Professuren für einen weiteren Masterstudiengang und Zeichensäle stehen auf dem Wunschzettel des Fachbereichs.
Oliver Grundei, Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur nimmt die Wünsche wohlwollend zur Kenntnis und gratuliert dem Fachbereich. „Der Fachbereich war und ist stets nah an der Praxis“, lobt der Staatssekretär. Insbesondere die Abstimmung der Studiengänge untereinander, die Qualität der Forschung und des Transfers hebt er positiv hervor.
Dem Bauwesen in Lübeck ist es immer gelungen, das Beste aus den sich verändernden Rahmenbedingungen herauszuholen. Auf diese Weise hat sich in Lübeck ein hochattraktiver Standort für das Bauwesen entwickelt. Ich wünsche dem Fachbereich Bauwesen, dass er weiterhin mit so viel Herzblut und Engagement den Wandel gestaltet.
Zukunft mit Verantwortung gestalten: New Lübeck Bauwesen
Den ständigen Wandel greift Stephan Wehrig, Dekan des Fachbereichs, in seinem anschließenden Vortrag auf: „Wir versuchen den Anforderungen des Klimawandels, dem Ressourcenverbrauch, dem demographischen Wandel und der Digitalisierung eine angemessene, nachhaltige und identitätsstiftende Gestalt zu geben.“
Frank Schwartze, Vizepräsident der TH Lübeck und Professor für Stadtplanung hebt in seinen Vortrag zum „New Lübeck Bauwesen“ insbesondere die Verantwortung der Disziplin hervor.
Wir erheben den Anspruch, dass wir unsere Umwelt als gebaute Umwelt gestalten – räumlich, ästhetisch und konstruktiv. Wir sind die Architekten des Anthropozäns, der menschgemachten Umwelt.
Schwartze führt aus, dass im zukünftigen Handeln des Fachbereichs drei Elemente ausschlaggebend sein sollen: Baubestand, Transformation und Innovation. Studierende lernen nicht den leichteren Weg des Abrisses zu wählen, sondern mit den vorhandenen Bauten zu arbeiten und sie in ihrer Komplexität zu bewerten. Um die Transformation zu meistern, betont Schwartze dass neben fachlichen Fähigkeiten auch Konflikte verstanden, ausgehalten und deren schöpferische Kraft für neue Ideen genutzt werden müsse. Neue transdiziplinäre Lehr- und Lernkonzepte, wie das Realbaulabor sollen Studierende zu Expert:innen der Transformation machen. Die Innovation könne nicht nur technischer, sondern auch kultureller Natur sein. „Die kreative Zusammenarbeit der Disziplinen führt zu dringend notwendigen Innovationen für eine nachhaltige und klimagerechte Transformation unserer gebauten Umwelt“, erläutert Schwartze.
Im Sinne dieser Zukunftsvision ist auch die anschließende Berufung von Dietmar Walberg zum Honorarprofessor konsequent. Der ausgewiesene Experte für nachhaltigen Wohnungsbau erhält seine Berufungsurkunde von der Präsidentin.
Stimmungsvoll untermalt wurde der Festakt vom Saxophon-Ensemble der Musikschule Lübeck der Gemeinnützigen unter der Leitung von Lilija Russanowa.
Der Festakt ist der Auftakt für das einwöchige Festprogramm mit Fachsymposien, Laborbesichtigungen, dem Lübecker Bautag, Werkschauen, Antrittsvorlesungen, Liveschaltungen zum Solar Decathlon Europe und vielem mehr. Das vollständige Programm finden Sie unter www.th-luebeck.de/125-jahre-bauwesen-in-luebeck.
Der Fachbereich Bauwesen der Technischen Hochschule Lübeck ist heute einer der qualifiziertesten Standorte für das Bauwesen in Norddeutschland und ermöglicht mit seinen Bachelor- und Masterstudiengängen ein international anerkanntes Studium. Er befasst sich in Lehre, Forschung und Transfer mit einem umfangreichen Themenspektrum zwischen Mensch, Natur, Bauwerken, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, bedarfsgerechten und gesunden Wohnräumen sowie städtischen Strukturen. Im Fachbereich sind rund 1.200 Studierende in acht Studiengängen eingeschrieben.