Ein Mikrowald für Lübeck

Die Initiative Stadtverwaldung möchte einen Mikrowald auf Lübecks Altstadtinsel schaffen. Die Idee stößt auf großen Anklang: Bei einer öffentlichen Diskussion kamen Anfang Februar rund 120 Bürger*innen ins Willy-Brandt-Haus, um mit Vertreter*innen der Initiative über das Projekt zu sprechen und sich die Ideen von TH Lübeck Studierenden für mögliche Standorte anzuschauen.

Hier sieht man eine große Anzahl von Menschen in einem Raum sitzen und sie hören einer Person zu

Jante Sommer stellt hier zwei der insgesamt sechs Entwürfe vor. Foto: TH Lübeck

Hier sieht man sehr viele Menschen in einem Saal bei einer Konferenz

Rund 120 Gäste kamen zur studentisch organisierten Konferenz am 03.02.2025. Foto: TH Lübeck

Eine blonde Frau mit offenen Haaren und Brille

Jante Sommer vor dem Entwurf "Lernwäldchen", den sie mit Eva Söller gemacht hat. Foto: TH Lübeck

Auf diesem Bild sieht man Menschen durch einen Stadtwald laufen

Ein Ausschnitt aus dem Entwurf von Jante Sommer und Eva Söller. Grafik: Sommer/Söller

Eine Draufsicht auf eine Kreuzung, die einen Stadtwald bekommt

So könnte der Mikrowald aussehen. Das Modell ist von Jante Sommer und Eva Söller. Grafik: Sommer/Söller

Hier sieht man ein Modell von einem Wald vor dem Bahnhof in Lübeck

Ausschnitt aus dem Entwurf "Das Grünportal Lübeck". Grafik: Emma-Charlotte Dewitz, Paula Kiel, Amelie Schütte und Marejke Wengler

„Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass wir diese Veranstaltung organisieren konnten und unsere Ideen so vielen Menschen vorstellen dürfen. Das Projekt bedeutet mir sehr viel“, sagt Jante Sommer. Die Studentin im Master Stadtplanung ist Teil der Initiative Stadtverwaldung, die am 03. Februar 2025 im Willy-Brandt-Haus zur Diskussion rund um einen Stadtwald mitten in Lübeck eingeladen hat. 

Gesucht: 80 Quadratmeter mit Platz für viel Grün

Ziel der Stadtverwaldung ist es, einen Wald auf Lübecks Altstadtinsel zu platzieren. Die gesuchte Fläche dafür ist mindestens 80 Quadratmeter groß und möglichst zentral gelegen. Begleitet wird die Entstehung des Mikrowaldes durch dezentrale Kulturaktionen. Die TH Lübeck hat dem Vorhaben Stadtverwaldung zwei Seminare gewidmet: Im Sommersemester 2024 beschäftigten sich Studierende im Master Stadtplanung und Architektur, darunter Jante Sommer, mit der Frage, an welchem Ort auf der Lübecker Altstadtinsel ein Mikrowald entstehen könnte. 

Dabei kamen 40 Vorschläge für mögliche Orte zusammen, die die Studierenden dem Lübecker Stadtförster, Prof. Norbert Reintjes von der TH Lübeck sowie Judith Henning und Stefanie Reis vorstellten. Das Ergebnis: sechs Flächen, für die die Studierenden konkrete Konzepte für Mikrowälder ausarbeiteten. Im Praxisseminar, das im Wintersemester 2024/2025 von der Kulturwissenschaftlerin Stefanie Reis und der Künstlerin Judith Hennig geleitet wurde, bereiteten die Studierenden die Konferenz für Februar 2025 vor. 

Ein Lernwäldchen für Lübeck 

„Unser Lernwäldchen verwandelt einen Raum, der von Verkehr geprägt war, in eine grüne Oase“, sagt Jante Sommer. Die Masterandin stellt den rund 120 Gästen im Willy-Brandt-Haus das Konzept Lernwäldchen vor, das sie gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Eva Söller entwickelt hat. Im Nordosten der Lübecker Altstadt haben die beiden einen sternförmigen Verkehrsraum auf der Ecke Wakenitzmauer/Rosenstraße ausgemacht, der derzeit ausschließlich als Verkehrs- und Parkfläche genutzt wird. „In unserem Entwurf haben wir den Kreuzungsbereich so angepasst, dass der Fluss des motorisierten Verkehrs nur minimal beeinträchtigt wird. Dafür entsteht auf der gewonnenen Fläche von 283 Quadratmetern ein Mikrowald“, erklärt Jante Sommer. 

Schüler*innen der angrenzenden Bildungseinrichtungen, soll der Wald als Ort des Lernens, der Erholung und des sozialen Austauschs dienen. Der Wald ist in verschiedene Zonen gegliedert: Das Lern-Areal, das unter anderem mit Info-Tafeln über die verschiedenen Baumarten aufklärt, das Pausen-Areal, bietet die Möglichkeit Hängematten in den Bäumen aufzuhängen und das Gesprächs-Areal bietet Sitzbereiche und einen geschützten Bereich für Artenvielfalt. Bei der Auswahl der Pflanzen achteten die Studentinnen auf Herkunft, Anpassungsfähigkeit, Biodiversität und der Pflegeaufwand. Die ausgewählten Pflanzen sind gut an die städtischen Bedingungen und den Klimawandel angepasst. 

Das Grünportal Lübeck 

Der zweite Entwurf, den Jante Sommer vorstellt, stammt aus der Feder von Emma-Charlotte Dewitz, Paula Kiel, Amelie Schütte und Marejke Wengler. Das Grünportal Lübeck befindet sich unmittelbar vor dem Gebäude des Lübecker Hauptbahnhofs. „Meine Kommilitoninnen haben in ihrem Entwurf die Bedürfnisse der vielen Nutzergruppen mitgedacht“, sagt Sommer. Ihr Entwurf teilt den Bahnhofsvorplatz in zwei grüne Bereiche. Auf der linken Seite des Platzes befindet sich auf einer Kuppel ein Eichen-Hainbuchen-Wald (ca. 570qm), während auf der rechten, leicht abgesenkten Seite ein Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald (ca. 850qm) vorzufinden ist. Beide Tiny Forests sind von Holzstreben umzäunt, damit keine Privatsphäre im öffentlichen Raum entsteht. Große Laternen verhindern, dass Angsträume entstehen. Entlang der hölzernen Zäune verläuft eine Bank, die zum Sitzen einlädt. 

Stadtbäume melden sich zu Wort 

Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus einer Gesprächsrunde zwischen Expert*innen aus Verwaltung, Wissenschaft und Praxis. Ein besonderer Einwand wurde durch den Architektur-Studenten Leon Frommann transportiert. Er sprach aus der Perspektive der Stadtbäume. „Lasst uns wieder in Freiheit wachsen. Wir sind Holz, wir sind Ornament (…) Lange genug herrschte menschlich uneingeschränkter Hochmut über die Potentiale der Wälder“, heißt es in seinem Vortrag, der an einen Poetry Slam erinnert. Der Appell: Den Baum wieder Baum sein lassen und den Wald zurück in die Stadt holen. 

Das Myzel wächst weiter 

„Wir freuen uns über Hinweise auf mögliche Flächen und natürlich auch über Nachrichten von Spender*innen, die uns ihre Fläche überlassen möchten”, sagt Stefanie Reis von der Initiative Stadtverwaldung. Unter https://stadtverwaldung.com/ können sich alle Interessierten über das Projekt informieren und ihre Hinweise an eule(at)stadtverwaldung.com schicken. Auf der Instagram-Seite der Stadtverwaldung sind zudem alle sechs Entwürfe aus dem SoSe 2024 zu finden. Darunter das Modell Klangwald an der MUK (Alexander Mutzek, Adrian Dremel, Justin Reissmann, Mathias Gnann); das Modell Waldkräuterkiez (Braunwarth und Weitzel); das Modell Marleswäldchen (Fatmanur Avci, Karla Kaitschick, Jan Luka Marten, Jakob Trappe); Märchenwald - Lass dich verzaubern (Litwin & Jansen & Sauter).