Lehre muss mehr sein als Theorie – sie muss anwendbar sein. Mit Technologien wie Lasertrackern, 3D-Druck und Reverse Engineering holen wir die Industrie direkt in den Hörsaal und geben den Studierenden Werkzeuge an die Hand, die sie in der Arbeitswelt wirklich weiterbringen
sagt Mathias Pelka, Professor für Automatisierungstechnik an der TH Lübeck. Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Willemsen, der als Professor an der HS Neubrandenburg zu Praktischer Geodäsie und Ingenieurvermessung lehrt und forscht, hat er das Angebot organisiert.
Exakte Kopien aus dem 3D-Drucker
Der Schwerpunkt der Workshops liegt auf der präzisen Vermessung von 3D-Objekten. Bei diesen Objekten kann es sich um spezielle Elemente in Fertigungsmaschinen oder andere beliebige Objekte handeln. Bestehende Industrieprodukte werden mit hochmodernen Lasertrackern und photogrammetrischen Verfahren digital erfasst und in virtuelle Modellstrukturen überführt.
Diese virtuellen Kopien spielen insbesondere in der Qualitätssicherung eine zentrale Rolle in der modernen Fertigungsindustrie. So wird überprüft, ob die Kopien den technischen Zeichnungen entsprechen. Wenn gar keine Zeichnungen mehr vorhanden sind, erspart man sich damit die aufwendige Rekonstruktion und kann das Teil gleich im 3D-Drucker reproduzieren. Die Methode ist unheimlich präzise
, erklärt Pelka. Die Abweichungen zwischen dem Original und der Kopie aus dem 3D-Drucker beträgt im Schnitt weniger als 50 µm. Das entspricht ungefähr der Dicke eines menschlichen Haars.
Unverzichtbare Fähigkeiten für die Arbeitswelt
Die praxisorientierte Lehre steht bei den Workshops im Mittelpunkt: Die Studierenden arbeiten in gemischten Teams, die sich aus unterschiedlichen Fachrichtungen der TH Lübeck und der HS Neubrandenburg zusammensetzen. Diese interdisziplinäre Arbeitsweise fördert den Austausch von Ideen und Perspektiven und spiegelt typische Herausforderungen aus dem beruflichen Alltag wider. Durch die Zusammenarbeit können die Teilnehmenden nicht nur technisches Know-how erwerben, sondern auch wertvolle Soft Skills wie Teamarbeit und Kommunikation stärken – Fähigkeiten, die in der modernen Arbeitswelt unverzichtbar sind.
Photogrammetrie: Mit Fotos zerstörungsfrei zu besten Ergebnissen
Ein weiterer Höhepunkt war ein Gastvortrag von Ingo Jahn, einem Experten der Firma GDV Systems aus Bad Schwartau. Unter dem Titel Photogrammetrie in der Praxis präsentierte er die Grundlagen dieser Technologie und zeigte deren vielseitige Einsatzmöglichkeiten im industriellen Umfeld auf. Mit Hilfe der Photogrammetrie lassen sich komplexe Geometrien, wie z. B. Rümpfe von Flugzeugen, Schiffen oder auch große astronomische Parabolantennen, genau vermessen und auf Schwachstellen untersuchen. Photogrammetrie bedeutet, dass Bilder genutzt werden, um ein Objekt präzise auszumessen. Diese Methode arbeitet völlig zerstörungsfrei und ermöglicht somit die Untersuchung empfindlicher Strukturen ohne Beschädigungen.
Praxistest: bestanden!
Abgerundet wird das Angebot durch eine Exkursion zur Firma Coherent in Lübeck, ein führendes Unternehmen im Bereich der Lasertechnologie. Dieser Besuch bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen in der Lasertechnik direkt in der Produktion zu erleben und so den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis zu erfahren.
Organisator Pelka zeigt sich nach Ende des Programms zufrieden: Der Austausch hat gezeigt, wie praxisorientiert und relevant die Lehre an der TH Lübeck und der HS Neubrandenburg ist. Die Kombination aus modernen Technologien, interdisziplinärer Zusammenarbeit und direktem Bezug zur industriellen Anwendung vermittelt den Studierenden wertvolle Kompetenzen für ihre berufliche Zukunft. Gleichzeitig wurde durch diese Veranstaltung der Grundstein für weitere innovative Kooperationen zwischen beiden Hochschulen gelegt.