Umrahmt wurde die Veranstaltung von einer Ausstellung mit Plakaten Lübecker Studierender, die den Begriff „Baukultur“ auf sehr unterschiedliche Weise dargestellt hattenBaukultur als Begriff ist sehr komplex und heterogen
erläutert Jan Oertling, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in seiner Einführung. Er promoviert im Bereich Architektur zum Thema „Beständiges Bauen – Die Altstadt von Lübeck als Vorbild für dauerhafte Stadt- und Gebäudestrukturen.“ Das Thema Baukultur ist dem 30jährigen ein Herzensanliegen.
Baukultur umfasst verschiedene Disziplinen
Hinter dem vermeintlich leichten Begriff der Baukultur verbirgt sich eine Melange aus verschiedenen Weltanschauungen, die unser Denken in den letzten Jahrhunderten geprägt hat. „Der Begriff Baukultur beschreibt die Herstellung von gebauter Umwelt und den Umgang damit“, heißt es zwar lapidar auf der Seite des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Aber: Baukultur schließt Planen, Bauen, Umbauen und Instandhalten ein, umfasst also neben Architektur auch Ingenieurbauleistungen, Stadt- und Regionalplanung, Landschaftsarchitektur, Denkmalschutz und Kunst, hat wichtige Schnittstellen zu Soziologie und Psychologie.
Besonders vor dem Hintergrund der Klimakrise wird innerhalb dieses Themas das Thema „Bauen im Bestand“ zukünftig mehr Raum einnehmen, glaubt Michael Locher, Studiengangsleiter für den Masterstudiengang Architektur. Als Professor mit dem Schwerpunkt „Bauen im Bestand“ sieht er hier zukünftig viele Schnittpunkte zu anderen Bereichen. „Der gebaute Bestand steht unter hohem Anpassungsdruck, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ohne gleichzeitig baukulturelle Werte zu zerstören“, sagt er. „Wir müssen das, was da ist, effektiver und klüger nutzen und dafür Kriterien entwickeln“
Man kann beim Bauen viel schlecht, aber auch viel gut machen
Im Laufe des Tages wird klar: Baukultur tangiert uns im Alltag alle. Wir leben in alten und neuen Häusern, bewegen uns auf umbauten Flächen zwischen Funktionsgebäuden, sind fast immer umgeben von umbauten Räumen. Klar wird auch: Man kann beim Bauen viel schlecht, aber auch viel gut machen. Schlecht machen kann man vor allem Vieles mit Blick auf die Klimakrise. „Die Klimakrise ist vor allem eine baulich verantwortete Krise“, so Oertling. „Der Bausektor trägt gemäß der UN allein mit 38 % zu den weltweiten CO2-Emissionen oder dem Energieverbrauch bei.“
„Wir können mit Blick auf die Klimakrise Baukultur zukünftig nur interdisziplinär und groß denken. „Der Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren im Bestand“ möchte mit dem Lübecker Bautag einen Beitrag beim wichtigen Austausch zwischen Expert*innen und Interessierten leisten“, sagt Oertling. „Wir wollen baukulturelle Allgemeinbildung voranbringen und in die breite Gesellschaft tragen, damit Partizipation stattfinden kann. Mitwirken kann man besser, wenn man Wissen hat.“
Wer sein Wissen diesbezüglich erweitern möchte: Infos gibt es auf dem Instagram-Kanal des Lehrstuhls „Bauen im Bestand“ instagram.com/bauenimbestand
Hintergrund:
Die Technische Hochschule Lübeck bietet am Fachbereich Bauwesen die Bachelorstudiengänge Architektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung sowie Nachhaltige Gebäudetechnik. Ähnlich wie die Masterstudiengänge Architektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung und Water Engineering sind sie interdisziplinär miteinander vernetzt.
Weitere Informationen:
Baukulturbericht der Bundesstiftung Baukultur
Handbuch Baukultur braucht Bildung