Gemurmel raunt durch die Kirche Wichern in Moisling. Pastor Christian Gauer geht um den Altar der Kirche, der von einer Öffnung in der Decke sanft beleuchtet wird. Gauer zündet Kerze für Kerze auf dem Altar an, während sich 40 Kinder auf Bänken sitzend aufgeregt die spannendsten Geschichten erzählen. „Wisst ihr, warum unser Adventskranz so viele Kerzen hat?“, fragt Christian Gauer. „Es gab einmal einen Pastor, der hieß Johann Hinrich Wichern. Für arme Straßenkinder hat er den Adventskranz erfunden, um ihnen die Zeit bis Weihnachten zu verkürzen. Der Kranz hat vier große weiße Kerzen für die Adventssonntage und 19 kleine rote Kerzen für die übrigen Tage. So konnten die Kinder sehen, wie viele Tage noch bis zum Heiligen Abend vergehen müssen und lernten obendrein noch das Zählen!“, erklärt Pastor Christian Gauer. „Morgen liebe Kinder, zünden wir die dritte weiße Kerze an. Der wievielte Advent ist das dann?“, fragt Gauer. „Der Dritte!“, rufen die Kinder ihm zu.
Die Weihnachtsexpedition des JuniorCampus der TH Lübeck geht für die Kita- und Grundschulkinder mit einer Kurzgeschichte weiter. Karena Landes – eingepackt in einen roten, bunt leuchtenden Weihnachtspullover – erzählt die Geschichte von einer Schneeflocke, die streiken wollte. „Ich kann nicht mehr, ich bin müde – sagte eine Flocke eines Tages. Wieder und wieder muss ich auf die Erde fallen und hatte nie Zeit mich auszuruhen.“
Auch den vierzig Kindern bleibt wenig Zeit zum Ausruhen. Nächster Halt ihrer weihnachtlichen Expedition: eine Experimentierwerkstatt im Gemeindehaus Moisling neben der Kirche Wichern. Passend zur Adventszeit, lernen sie heute, was es eigentlich mit dem Licht auf sich hat. „Wisst ihr welche Farbe das Licht hat?“, fragt Jochem Bohnet vom JuniorCampus der TH Lübeck. „Weiß“ – rufen ihm einige Kinder zu. „Uns erscheint Licht als weiß, eigentlich besteht Licht, aber aus den vielen Farben des Regenbogens! Eure erste Aufgabe ist jetzt, die roten, grünen und blauen Taschenlampen vor euch zu nehmen und zu schauen, was passiert, wenn ihr die Lichtstrahlen vermischt.“
Schon bald leuchtet der Raum in den tollsten Farben. Pink, Türkis, Gelb – alles ist dabei. Für die zweite Aufgabe bekommen die Kinder verschieden-förmige Glasprismen in ihre Hände gedrückt. Nun leuchten sie mit den Taschenlampen durch die Prismen und staunen, wie die Lichtstrahlen umgelenkt werden. Dass sie aus den Prismen ganze Türme bauen können, haben sie schnell herausgefunden. „Jetzt wollen wir mit euch eine Weihnachtsbaumspezialbrille basteln“, sagt Jochem Bohnet. Mit tatkräftiger Unterstützung der Erzieher:innen und dem JuniorCampus Team schneiden die Kinder Tannenbäume aus grünem Karton mit extra Löchern für die Augen aus. „Wenn ihr mit den Augen fertig seid, bekommt ihr ein ‚Ah-Stäbchen‘ wie vom Arzt, das ihr als Stiel an den Baum klebt und die Spezialbrillengläser“, erklärt Bohnet weiter. Jedes Kind schneidet und basteln nach seinem individuellen Tempo - einige sind jedoch schneller fertig und stürzen sich auf viele verschiedene Experimente, die die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) mitgebracht hat. Schon bald scharen sich die Kinder um die Exponate und es rattert und tutet, während das Team der FAW die Mitmach-Phänomene erklärt.
Als alle Kinder mit ihren Brillen fertig sind, machen die Mitarbeiter:innen des JuniorCampus das Licht aus. Auf Kommando knipsen sie zwei Weihnachtssterne an und ein lautes „Wooooow“ erfüllt den Raum. Die Spezialbrillengläser brechen das Licht der Sterne in viele bunte kleinere Lichtstrahlen und sorgen bei den Kindern für Begeisterung.
Ausgestattet mit ihren Spezialbrillen und einer großen Portion Energie, treffen sich die 40 Kinder zum Abschluss der weihnachtlichen Expedition wieder in der Kirche Wichern. Dort angekommen wartet schon Thorsten Klöpper, der Präsident des Rotary Clubs Lübeck, mit einer Bescherung. Alle Kinder werden nach und nach aufgerufen und bekommen eine Ehrenforscher:innen-Medaille vom JuniorCampus und einen roten Rucksack, gefüllt mit Kaleidoskopen, Luftschiffen, Becherlupen und Süßigkeiten vom Rotary Club. Bei so vielen Spezialgeschenken müssen sich die Eltern der Kinder für die kommenden Festtage wohl noch ein wenig ins Zeug legen.