Ob in der Wissenschaftskommunikation oder der Mediation von Kunst und Musik – komplexe Dinge unkompliziert darzustellen ist eine im Informationszeitalter allgegenwertige Herausforderung. Dieser stellen sich in Folge 16 unseres Podcasts „Gedankensprünge“ ein Informatiker, ein Komponist, ein Wirtschaftsingenieur und ein Archäologe. Sie diskutieren, wie sich Nachvollziehbarkeit vermitteln lässt und wo sie vielleicht auch ihr Ende hat. Also, wie geht „nachvollziehbar?
Till Tantau hat seit 2005 die Professur für Theoretische Informatik an der Universität zu Lübeck inne. In dieser noch relativ jungen Wissenschaft steht er vor der Herausforderung, seinen Studierenden einen transparenten Einblick in die aktuelle Forschung zu verschaffen. Er beschäftigt sich viel mit Beweisen – Nachvollziehbarkeit ist die Basis seiner Arbeit. Dass er wissenschaftliche Themen gut vermitteln kann, zeigt sich daran, dass er den Lehrpreis der Studierenden der MINT-Sektionen schon fünf Mal erhalten hat, zuletzt 2021. Die Anwendung neuer Technologien betrifft auch Nicola L. Hein in besonderer Weise: Der Klangkünstler, ab Oktober Professor für „Digitale Kreation“ an der Musikhochschule Lübeck, erweitert seine künstlerischen Arbeiten z.B. um A.I.-Musiksysteme oder Augmented Reality. Als Avantgarde-Komponist teilt er seine Gedanken zur Nachvollziehbarkeit von Musik – inwiefern kann man Klänge abstrahieren beziehungsweise „erklären“? Und muss man das überhaupt oder reicht es, wenn einen die Musik berührt, ganz ohne Verständnis der technischen Aspekte? In der Wirtschaft spielt das Nachvollziehen ebenfalls eine große Rolle, das weiß Nils J. Balke genau: Als Professor im Bereich Controlling leitet der promovierte Wirtschaftsingenieur aus finanzwissenschaftlichen Zusammenhängen Strategien in der Unternehmungsberatung ab. Wichtig ist ihm dabei, transparente Grundlagen für Unternehmensentscheidungen zu schaffen. Er kooperiert dabei mit Unternehmen und Kultureinrichtungen im Rahmen von Projekten zur Weiterentwicklung und Umsetzung von strategischen und operativen Controllinginstrumenten. Spuren und Relikte aus einer anderen Zeit prägen die Arbeit von Manfred Schneider: Er ist Bereichsleiter Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck, womit er einerseits selbst nachvollziehen muss, was uns antike Fundstücke sagen, und andererseits die Aufgabe hat, der Gesellschaft diese Erkenntnisse zu kommunizieren. Als ehemaliger Grabungsleiter, u.a. im Lübecker Kaufleuteviertel und dem Domherrenfriedhof Münster bringt er die ein oder andere Anekdote über kuriose Funde mit.
Unter der Moderation von Theresia Lichtlein, Kommunikationsleiterin der Technischen Hochschule Lübeck, beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.
Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.
Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.
Die Diskussionsrunde in Folge 16
Prof. Dr. rer.-nat. Till Tantau ist seit 2005 Professor für Theoretische Informatik an der Universität zu Lübeck. Er studierte Mathematik und Informatik an der Technischen Universität Berlin, wo er auch 2003 promovierte. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt in Berkeley (USA) folgte er dem Ruf an die Universität zu Lübeck. Hier setzte er mit seinen Lehrmethoden neue Standards, so ist es nachvollziehbar, dass er schon mehrfach von seinen Studierenden als „HeliProf“ ausgezeichnet wurde.
Prof. Nicola Leonhard Hein wird ab Oktober 2022 als Professor für „Digitale Kreation“ an der Musikhochschule Lübeck unterrichten. Der 1988 in Düsseldorf geborene Klangkünstler, Gitarrist und Komponist forscht aktiv im Bereich der Musikästhetik und Kybernetik. Seine international renommierten Arbeiten sind geprägt von dynamischer Interaktion von Klang, Raum, Licht und Bewegung; seine Klang-Installationen erweitert er um neue Technologien wie A.I.-Musiksystemen oder Augmented Reality. Hein stellte seine Forschung im Bereich der Musikästhetik u. a. an der Columbia Universität in New York als Gastwissenschaftler vor.
Prof. Dr. oec. publ.Dipl. Wi.-Ing. Nils J. Balke (M.Sc. (USA)MBR) ist Professor für Controlling, Investition und Finanzierung an der TH Lübeck. Bevor er sich der Lehre und Forschung an der Hochschule verschrieb, arbeitete der promovierte Wirtschaftsingenieur viele Jahre für einen großen Konzern im Controlling mit den Schwerpunkten Unternehmensplanung, Unternehmensbewertung und Reporting. An der TH Lübeck leitet er das Projekt „Controlling und Management von Kultureirichtungen“ und ist Mitglied der Fachgruppe Angewandte Business Analytics.
Dr. Manfred Schneider leitet seit 2017 die Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck, wo er schon seit 2004 in ebendiesem Feld in leitender Funktion tätig ist. Direkt nach seinem Studium der Kunstgeschichte, Vor- und Frühgeschichte, Volkskunde; Schwerpunkt Mittelalterarchäologie und Bauforschung in Münster sowie der Promotion zog es ihn zu Ausgrabungen nach Lübeck. So ist es nur nachvollziehbar, dass er nach Stationen am Westfälischen Museum für Archäologie und am St. Paulus-Dom Münster sowie am Kulturhistorischen Museum der Hansestadt Stralsund in 2004 wieder in Lübeck gelandet ist.
Die Moderatorin Theresia Lichtlein ist seit 2016 Kommunikationsleiterin der Technischen Hochschule Lübeck. Neben dem Podcast „Gedankensprünge“ moderiert sie on- und offline Veranstaltungen, Workshops und Panels rund um Wissenschaft, Wirtschaft und akademisches Leben. „Der Podcast GEDANKENSPRÜNGE zeigt wie kaum ein anderes Format, welche unterschiedlichen Assoziationen ein Schlagwort bei verschiedenen Menschen auslösen kann“, erläutert sie. „Ich finde es unheimlich faszinierend, wenn diese Blickwinkel aufeinandertreffen und sich unser aller Weltbild erweitert. Unsere Gäste ebenso wie unsere Zuhörer*innen können durch die Sichtweisen der anderen profitieren und Inspiration schöpfen."