Bei der Verleihung des zweiten Possehl-Stipendiums für Architektur in der Kulturwerft Gollan würdigten rund 250 Gäste die hohe Leistung der Studierenden aus der Architektur und der Stadtplanung. Drei Studierende konnten sich besonders von den anderen abheben und erhielten ein Reisestipendium, das mit je 3.000 Euro dotiert ist: Dustin Buddenberg, Tom Holthusen und Alexander Pfleiderer. Eine Jury aus Mitgliedern der TH Lübeck, des Architektur Forums sowie der BDA Regionalgruppe Lübeck konnte neben den Reisestipendien zusätzlich sieben Reisekosten-Zuschüsse je 300 Euro an Sascha Brühl, Hannah Dräseke, Anna Glück, Jil Hoffmann, Lennart Seitz, Emre Ücüncü und Christoph Schult vergeben.
„Über den Tellerrand hinausblicken“
„Ich freue mich über diesen Abend, diese Location und diesen Preis, denn ich finde, dass dieses Possehl-Stipendium eine so unglaublich gute Idee ist“, sagt die TH Lübeck Präsidentin Dr. Muriel Helbig. Für uns an Technischen Hochschule Lübeck ist die Internationalisierung besonders wichtig. Wir pflegen internationale Partnerschaften und das für alle: für die Studierenden, für Lehrende, für das Personal. Es geht uns vor allem darum, über den Tellerrand zu blicken und genau das bietet das Possehl-Stipendium für Architektur“, hebt Helbig die Bedeutung des Preises hervor.
„Bildungsreisen erweitern Horizont und Wissen“
Der Vorsitzende der Possehl-Stiftung, Max Schön, betont in seiner Ansprache an die Studierenden und die Gäste: „Jungen Menschen neue Wege in die Welt und zu innovativen Themen zu ermöglichen, lag schon unserem Stifter Emil Possehl vor über 100 Jahren am Herzen.“ Auch heutzutage sei die Förderung der Jugend in all ihren Facetten eines der zentralen Anliegen der Possehl-Stiftung. „Bildungsreisen erweitern Horizont und Wissen – das ist nicht nur für die persönliche Entwicklung wichtig, sondern es ist auch für von unschätzbarem Wert für gesellschaftlichen Wandel und Fortschritt“, führt Schön weiter aus. „Wir freuen uns schon sehr auf die Reiseberichte unserer Stipendiat:innen!“
Live-Reisebericht
Einen Live-Reisebericht konnte die Possehl-Stiftung schon am selben Abend verfolgen. Die Stipendiatin Janika Rausch aus der ersten Runde des Architekturpreises brachte Fotos ihrer Tour mit und ließ die Gäste von Braunschweig – wo sie im letzten Jahr ihren Master abschließen konnte – über Innsbruck nach Venedig zur Biennale 2021 reisen. „Für mich waren viele interessante Denkanstöße dabei, die ich aus Venedig mit nach Hause genommen habe. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass Reisen für Architektinnen und Architekten sehr wichtig ist“, sagt Janika Rausch. „Wie das Gebäude in den Kontext eingebettet ist, das kann uns kein Bild zeigen. Das Erleben vor Ort ist sehr wichtig, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln“, fasst Janika Rausch zusammen.
Österreich, Schweiz, Großbritannien und eine Italienrundreise
Drei Stipendiaten, drei unterschiedliche Reisepläne: „Ich möchte in Österreich das Vorarlberg besuchen, um neben der phantastischen Landschaft die dortige Holzbaukunst zu bestaunen. In Österreich will ich auf Spurensuche des Architekten Peter Zumthor gehen und in Italien die verschiedenen historischen Epochen von der Antike bis zur Renaissance erleben“, sagt Dustin Buddenberg über seine Reise. In Italien könnte er dem Stipendiaten Tom Holthusen über den Weg laufen, der eine ganze Rundreise durchs Land plant: „Der Grund dafür liegt tief begraben in der Architekturgeschichte. Die Renaissance hat mich nachträglich beeindruckt und ich erhoffe mir, dass ich aus der Formensprache für meine eigene Architektur lernen kann. Außerdem möchte ich über die historischen italienischen Plätze mein Interesse für den Städtebau ausleben.“ Einen Platz in der Welt hat der Stipendiat Alexander Pfleiderer gefunden. Der internationale Austausch liegt ihm sehr am Herzen, den er aktuell auf der Baustelle des Solar Decathlon Europe in Wuppertal im deutsch-türkischen Team Deeply High erleben darf. Mit dem Reisestipendium will Pfleiderer ein Praktikum in London finanzieren: „London ist ein teures Pflaster und umso mehr freue ich mich, dass ich nun mithilfe des Stipendiums meine Erfahrung in der internationalen Zusammenarbeit weiter ausbauen kann.“
Über ein Vierteljahrhundert Tradition
Nicht nur die Architekt:innen und Stadplaner:innen wurden in der Jubiläumswoche ausgezeichnet. Auch die Studierenden aus dem Bauingenieurwesen und der Nachhaltigen Gebäudetechnik konnten sich über den SCHÜTT-Preis freuen. Bei einer feierlichen Veranstaltung am Freitag, 03. Juni, wurden insgesamt vier Studierende im Bauforum für ihre Leistungen ausgezeichnet.
Seit 1987 vergibt die Lübecker Baufirma den SCHÜTT-Preis an Studierende der TH Lübeck. Bewerben konnten sich Studierende aus dem Bauingenieurwesen und der Nachhaltigen Gebäudetechnik. Geschenkt war die Teilnahme am Auswahlprozess keineswegs. Elf Studierenden konnten sich schlussendlich einen sehr guten Studienverlauf nachweisen, in einer Auswahlrunde ihre Arbeiten vor einer Jury präsentieren und sich im Anschluss kritischen Fragen stellen. Stephan Wehrig, Dekan des Fachbereichs Bauwesen der TH Lübeck lobt: „Wenn wir heute über die Preisträgerinnen und Preisträger sprechen, konnten alle mit dem hohen Niveau ihrer Arbeit überzeugen.“
Zwei erste Preise à 1.000 Euro gingen an die Studierenden Edith Rössig und Philipp Wiesenthal. Edith Rössig schrieb über das Thema „Zur Anwendbarkeit des Building Information Modelling (BIM) bei der Erstellung eines räumlichen Baugrundmodells“. „Ich freue mich, dass meine Arbeit in diesem Rahmen so gewürdigt wird“, sagt Rössig. Philipp Wiesenthal erhielt bereits für seine Bachelorarbeit einen Preis und kann sich nun ebenfalls über 1.000 Euro freuen. Er beschäftigte sich mit dem Thema: „Zur statistischen Auswertung von auf Zug belasteten Pfählen des Systems FUNDEX“. Er sagt: „Meinem Masterabschluss gibt dieser Preis auf jeden Fall noch die Krönung.“
Zwei zweite Preise à 800 Euro konnten Robin Jaaks und Ben Lösing für sich entscheiden. Jaaks beschäftigte sich mit einem Thema, das aktueller nicht sein könnte: „Effektive Nutzung einer Brennstoffzelle in einem Nichtwohngebäude, bei Erzeugung und Verwendung von grünem Wasserstoff“. Ben Lösing überzeugte mit seiner Arbeit über „Versatzmaß und Zugkraftdeckung“.
Jan-Friedrich Schütt, geschäftsführender Gesellschafter der Firma SCHÜTT, überreichte die Preise und sagte zu den Teilnehmenden: „Ich möchte allen elf vorgeschlagenen Studierenden für ihre jeweilige Abschlussarbeit beglückwünschen (…) Sie haben in den letzten zwei Jahren sicherlich mit einigen schwierigen Situationen zu tun gehabt. Aber Sie haben die Disziplin gehabt, das Durchhaltevermögen und sich selber ein kleines Denkmal gesetzt, auf das Sie zurecht stolz sein sollten. Mit dem Studium an der TH Lübeck haben Sie ein sehr gutes Fundament an die Hand bekommen, auf dem Sie aufbauen können“, so Schütt, der selbst einmal Bauingenieurwesen an der damaligen FH Lübeck studiert hat.