Produktpiraterie, Plagiate, falsche Lippen, Fake Mails… Wer soll da noch den Durchblick bewahren zwischen Original und Fälschung? Was ist der Reiz des Nachgemachten? Und ist das eigentlich ein modernes Phänomen? Nicht immer geht es dabei um Betrug und Gewinnsteigerung. Mit unseren Gesprächspartner*innen der Folge „Wahre Ware?!“ lassen wir die Gedanken zwischen Musik, Chirurgie, digitalen Zertifikaten und der Hansezeit hin und herspringen.
Nach einem Unfall kann ein neues Gesicht dem Patienten die Rückkehr in das Gesellschaftliche Leben ermöglichen. Prof. Dr. Peter Sieg, der Direktor der Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie am UKSH in Lübeck hilft Menschen mit Tumoren, angeborenen Fehlbildungen oder schwerwiegenden Verletzungen. Selbstverständlich werden Schönheitskorrekturen aber auch ohne medizinische oder psychosoziale Notwendigkeit durchgeführt. Sind sie deswegen verwerflich? Einen Song zu covern gehört zur künstlerischen Freiheit. Die Grenze zum Plagiat ist manchmal schwammig. Und sollte das Playback nicht spätestens seit Milli Vanilli der Vergangenheit angehören? Hierüber sprechen wir mit Bernd Ruf. Der Professor für Popularmusik an der MHL ist u.a. Gründer und künstlerischer Leiter des GermanPops Orchestra. Fälschungen in der digitalen Welt zu erkennen, fällt Laien besonders schwer. In Punkto Datensicherheit können sie aber weitreichende Folgen haben. Hier braucht es also professionelle Hilfe und strenge Regularien. Andreas Wittke von der Technischen Hochschule forscht an digitalen Zertifikaten in der Blockchain und rief das DigiCerts Netzwerk ins Leben. Aber Hand aufs Herz: War früher wirklich alles besser? Waren die Kaufleute und Seemänner zu Hansezeiten ehrlicher? Wer hat ihnen auf die Finger geschaut? Mit Antworten auf diese und weitere Fragen bereichert die Direktorin des Europäischen Hansemuseums, Dr. Felicia Sternfeld, als Gast die aktuelle Podcast-Runde.
Moderatorin Theresia Lichtlein, Kommunikationsleiterin der Technischen Hochschule Lübeck, ergänzt ab der 10. Folge das Moderationsteam der GEDANKENSPRÜNGE. Einmal monatlich beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Jeweils sind Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast zur interdisziplinären Diskussionsrunde eingeladen.
Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die 45-minütigen Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte um 12 Uhr online. Mit dem Thema „Wahre Ware?!“ geht am 16. Februar der Themenkomplex „Echt wahr!“ in die fünfte Runde.
Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.
Die Diskussionsrunde in Folge 10
Prof. Bernd Ruf: Der Professor für Popularmusik an der MHL gilt als einer der profiliertesten Grenzgänger in der deutschen Musikszene. Die Zusammenführung und die Gegenüberstellung von Klassik, Neuer Musik, Jazz und sogenannter Weltmusik bilden seinen Arbeitsschwerpunkt. Als freier Dirigent arbeitet er im In- und Ausland und dirigiert seit einigen Jahren regelmäßig als Gast das Stuttgarter Kammerorchester und die Stuttgarter Philharmoniker. Für die Händelfestspiele Halle konzipiert und leitet er die jährliche Konzertveranstaltung „Bridges to the Classics“. Bernd Ruf ist zudem Gründer und künstlerischer Leiter des GermanPops Orchestra. Das Orchester hat sich auf Studioproduktionen und Live-Konzerte im Bereich von Classical Crossover spezialisiert.
Prof. Dr. Peter Sieg ist Direktor der Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Zu ihm und seinem Team kommen zumeist Menschen, die Verletzungen im Bereich der Kopf-Halsregion erlitten haben oder denen ein Tumor entfernt werden muss. Aber auch Kinder mit angeborenen Fehlbildungen, die nicht nur das Aussehen beeinträchtigen, sondern vor allem das Atmen, das Sprechen und die Nahrungsaufnahme erschweren, kann Professor Sieg helfen. Ebenso gehören ästhetische Korrekturen von Gesicht und Hals zu seinem chirurgischen Alltag. Zudem engagiert er sich seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich: Er reist in Krisengebiete und hilft dort Patient*innen.
Dr. Felicia Sternfeld studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Politik in u.a. in Münster, Regensburg und Paris. Nach der Promotion bei Prof. Hans Ost (Köln) war Felicia Sternfeld bis 2009 Deutschland-Repräsentantin für die im Kinsky Kunst Auktionen. Von 2009 bis 2011 leitete sie als Gesamtkoordinatorin die Karlsruher Museumsnacht KAMUNA und war im Anschluss in leitender Position für die Karlsruher Messegesellschaft und hier insbesondere die art KARLSRUHE tätig. Im Herbst 2014 übernahm sie die Leitung des Lübecker Theaterfigurenmuseums. Seit 15. Oktober 2015 leitet sie als Geschäftsführende Direktorin das Europäische Hansemuseum Lübeck. Daneben ist sie seit 1. Januar 2020 ehrenamtlich im Vorstand des Internationalen Museumsrates ICOM Deutschland tätig.
Der studierte Informatiker Dipl.-Ing. Andreas Wittke leitet den Bereich Digitale Zertifikate an der TH Lübeck. Hier geht es im Kern darum, Authentizität in der digitalen Welt durch kryptografische Verfahren zu prüfen. Als Chief Digital Officer konzipierte Andreas Wittke für die Tochterfirma der Fachhochschule oncampus GmbH verschiedene E-Learning Formate. Er hat die Massive Open Online Course (MOOC) Plattform mooin gegründet und unterstützt die Digitalisierung am Institut für interaktive Systeme (ISy) der TH Lübeck als auch bei der oncampus GmbH. Andreas Wittke forscht an digitalen Zertifikaten in der Blockchain und rief das DigiCerts Netzwerk ins Leben.
Die Moderatorin Theresia Lichtlein ist seit 2016 Kommunikationsleiterin der Technischen Hochschule Lübeck. Neben dem Podcast „Gedankensprünge“ moderiert sie on- und offline Veranstaltungen, Workshops und Panels rund um Wissenschaft, Wirtschaft und akademisches Leben. „Der Podcast GEDANKENSPRÜNGE zeigt wie kaum ein anderes Format, welche unterschiedlichen Assoziationen ein Schlagwort bei verschiedenen Menschen auslösen kann“, erläutert sie. „Ich finde es unheimlich faszinierend, wenn diese Blickwinkel aufeinandertreffen und sich unser aller Weltbild erweitert. Unsere Gäste ebenso wie unsere Zuhörer*innen können durch die Sichtweisen der anderen profitieren und Inspiration schöpfen.“