HILDESHEIM/OSNABRÜCK/LÜBECK - Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Arbeits- und Berufswelt Pflegender grundlegend und bedarf einer ständigen Weiterqualifizierung. Trotz einer Vielzahl kommerzieller Anbieter im E-Learning-Bereich steht die systematische Integration digitaler Lehr- und Lernformen für die berufliche Pflege erst am Anfang. Das jüngst gestartete Verbundprojekt „Onlinecampus Pflege“ der Universitäten Hildesheim, Osnabrück und der Technischen Hochschule Lübeck will mit einer digitalen Weiterbildungsplattform diese Lücke schließen.
„Die rasanten Fortschritte der Digitalisierung stellen die berufliche Pflege vor neue Herausforderungen. Die Entwicklungen beeinflussen bereits heute zahlreiche Versorgungsprozesse. Dennoch ist die digitale Teilhabe beruflich Pflegender stark eingeschränkt“, beschreibt Prof. Dr. Anne Meißner vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim die derzeitige Situation. „Zudem fehlen mitunter Konzepte für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien für diese spezifische Berufsgruppe, genauso wie einschlägige Kompetenzen aufseiten der Lehrenden.“ Wie sind innovative Lehr- und Lernformen aufzubereiten und umzusetzen, um den besonderen Spezifika der beruflichen Pflege bestmöglich gerecht zu werden? Diese leitende Forschungsfrage begleitet die Entwicklung und Erprobung der digitalen Weiterbildungsplattform der drei Hochschulen.
Pflegekräfte online qualifizieren
„Der Onlinecampus Pflege soll es Pflegenden ermöglichen, Potential und Grenzen digitaler Technologien in der pflegerischen Versorgung kennen und verstehen zu lernen und diese dadurch selbstgestalterisch in die Pflege zu integrieren“, erläutert Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler vom Institut für Gesundheitsforschung und Bildung der Universität Osnabrück das Projekt.
Der „Onlinecampus Pflege“ wird Inhalte zu den Themen rund um die Digitalisierung von Pflege und Versorgung bereitstellen, zum Beispiel zu Gesundheits-Apps, virtueller Realität, Robotik, Künstliche Intelligenz. Die besonderen Charakteristika der pflegerischen Interaktion (personenbezogene Dienstleistung, Interaktionsarbeit, komplexe Versorgungsarrangements, Wissensbasierung über externe und interne Evidenz, Nicht-Standardisierbarkeit, hoher Körperbezug) finden dabei eine besondere Beachtung.
Hinzu kommt, dass Pflegende sich im „Onlinecampus Pflege“ arbeitsplatznah oder in arbeitsfreien Zeiten in kleinen Schritten weiterbilden können. Aufgrund der Arbeitsorganisation im Schichtbetrieb und den oft schwierigen Möglichkeiten längerer Auszeiten für Weiterbildung wird das Angebot asynchron und mobil nutzbar als Selbstlernangebot konzipiert.
„Durch die Integration von Künstlicher Intelligenz, spielerischer Elemente und niedrigschwellig zu absolvierender sogenannter Learning Nuggets im Onlinecampus Pflege ist eine verbesserte Weiterbildungsmotivation und eine geringere Abbruchquote zu erwarten“, beschreibt Prof. Dr. Monique Janneck vom Institut für Interaktive Systeme der Technischen Hochschule Lübeck das Konzept. Die MOODLE-basierte Weiterbildungsplattform der TH Lübeck dient als Basis für den Onlinecampus Pflege. Projektergebnisse werden der interessierten Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Neben dem wissenschaftlichen Fortschritt und erwarteten Erkenntnisgewinn zu innovativen Lehr- und Lernformen im digitalen Weiterbildungsraum der Pflegebranche werden die Funktionalitäten der MOODLE-Community nachhaltig und fächerübergreifend als Open-Source-Entwicklungen zur Verfügung gestellt. Prof. Janneck: „Ein Content-Tausch beziehungsweise eine Weiterverwendung und Bearbeitung von Content ist über verschiedene Institutionen und Fachbereiche hinweg möglich. Innovative und neue Funktionalitäten führen zu einem Mehrwert für derzeitige und zukünftige User dieser und anderer MOODLE-basierter Plattformen.“
Das Projekt wird von Akteursgruppen und Interessenvertretungen der Pflegelandschaft unterstützt. Dazu gehören die Pflegekammern der Länder sowie die Bundespflegekammer, primärqualifizierend ausbildende Hochschulen (Fachhochschule der Diakonie, Ev. Hochschule Berlin) und Leistungserbringer in Pflege und Versorgung (Bernward Krankenhaus Hildesheim, Franziskus Hospital Bielefeld, medi terra GmbH). Beraten wird das Projekt von Althammer & Kill (Datenschutz & Datensicherheit), und der Hochschule Furtwangen (Technikwissenschaft). Die Projektentwicklung lässt sich auf den Sozialen Medien verfolgen: #OnlinecampusPflege.
Weitere Informationen zum Projekt: www.onlinecampus-pflege.de
Onlinecampus Pflege präsentiert sich auf dem Digitaltag 2021
Erstmalig präsentiert sich der „Onlinecampus Pflege“ am Freitag, 18. Juni um 15:00 Uhr auf dem Digitaltag 2021 (www.digitaltag.eu). Das Verbundprojekt ist auf drei Jahre angelegt und wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „INVITE – Innovationswettbewerb Digitale Plattform berufliche Weiterbildung“ gefördert (FKZ 21INVI09). Projektträger ist das Bundesinstitut für Berufsbildung.
Über den Forschungsverbund Onlinecampus Pflege
Der Forschungsverbund Onlinecampus Pflege (OnCaPflege) setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim (Prof. Dr. Anne Meißner), dem Institut für Interaktive Systeme der Technischen Hochschule Lübeck (Prof. Dr. Monique Janneck) und dem Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Fachbereich Pflegewissenschaft der Universität Osnabrück (Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler).
Ansprechpartner:innen:
Prof. Dr. Anne Meißner, Universität Hildesheim
Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
Fachgebiet Pflege und Versorgungsorganisation
E-Mail: anne.meissner(at)uni-hildesheim.de
Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Universität Osnabrück
Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Fachgebiet Pflegewissenschaft
E-Mail: manfred.huelsken-giesler(at)uni-osnabrueck.de
Prof. Dr. Monique Janneck, Technische Hochschule Lübeck
Wissenschaftliche Direktorin
Institut für Interaktive Systeme (ISy)
E-Mail: monique.janneck(at)th-luebeck.de