Die Axel-Bundsen-Stiftung an der Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein (aik SH) hatte den jährlichen studentischen Ideenwettbewerb im Studienjahr 2019/ 20 unter ein sportliches Motto gestellt. Studierende der Fachgebiete Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Hochschule (TH) Lübeck entwarfen Konzepte und bauten Modelle für eine Kletterhalle auf dem Hochschulcampus in Lübeck. Jeweils drei Arbeiten aus den zwei Fachgebieten konnten sich im Wettbewerb durchsetzen und wurden im Juli 2020 virtuell geehrt.
Neben der Durchführung von studentischen Ideenwettbewerben fördert die Axel-Bundsen-Stiftung Veranstaltungen für den Nachwuchs, Initiativen für den bewussten Umgang mit der gebauten Umwelt, vergibt Stipendien und fördert so gezielt den Nachwuchs in der Architektur und dem Bauingenieurwesen.
Beim Thema „Kletterhalle auf dem Campus“ haben sich 35 angehende Architekt:innen und Ingenieur:innen der TH Lübeck am studentischen Wettbewerb beteiligt. Sie reichten insgesamt 17 Entwürfe und Modelle als Gruppen- oder Einzelarbeiten ein. Die Betreuung der Studierenden an der TH Lübeck erfolgte im Rahmen der Module Konstruktiver Ingenieurbau (Bauingenieurwesen) und Entwerfen (Architektur) durch die TH-Professoren Michael Hoeft und Andreas Scheuring.
Bis zu 15 Meter hohe Wände und ein Kletterbereich im Freien
Die Aufgabe lautete: eine Kletterhalle entwerfen, die sich in die Grünfläche hinter dem Audimax harmonisch integriert. Diese sollte neben dem eigentlichen sportlichen Zweck auch andere Veranstaltungen von Universität und Technischer Hochschule, wie bspw. Konferenzen, Seminare und Feiern bedienen. Das zu berücksichtigende Raumprogramm des Komplexes umfasste eine 400 Quadratmeter große Kletterhalle mit bis zu 15 Meter hohen Wänden. Darüber hinaus sollten die Entwürfe eine Galerie, Umkleiden und Duschen berücksichtigen. Dazu kamen ein Trainerbereich mit Schulungsraum sowie ein großer Außenbereich mit Kletterwänden, eine Terrasse und eine überdachte Vorfahrt.
Origami-Faltkunst als Vorlage für Gebäudemodelle
Im ersten Schritt hatten sich die Studierenden mit dem Thema „Faltungen“ zu befassen. Die Aufgabe für die jungen Architekt:innen und Ingenieur:innen bestand darin, Beispiele aus der japanischen Origami-Faltkunst zu recherchieren. In Anlehnung an diese Faltkunst sollte die Gebäudeform den dreieckigen Formen nachempfunden und adaptiert werden. In einem zweiten Schritt wurden die beispielhaften papierenen Kletterfelsen in maßstabsgetreue Modelle übertragen und gebaut.
Preisträger:innen überzeugen mit abgesenkten, schneckenförmigen und prismatischen Modellen und einfallsreichen Tragwerksideen
Ende Januar 2020 tagte das Preisgericht, das sich aus dem Vorstand der Axel-Bundsen-Stiftung, namentlich mit Wigand Grawe, Tragwerksplaner; Arne Kleinhans, Schleswig-Holsteinisches Innenministerium; Uwe Schüler, Architekt und aik-Präsident; Andreas Scheuring, TH-Professor; und Reinhold Wuttke, Architekt; sowie zusätzlich aus TH-Professoren, namentlich Michael Hoeft und Joachim Heisel, zusammensetzte.
In zwei Rundgängen bewertete die Jury die 17 Arbeiten. Der erste Preis in der Architektur ging an den Studenten Steffen Werner. Der erste Preis bei den Studierenden des Bauingenieurwesens für überzeugende Tragwerksideen ging an die Studentin Kexin Ma.
Die Jury begründete ihre Entscheidung für die Arbeit von Werner mit der überzeugenden Eigenständigkeit des Entwurfskonzeptes. „Der abgesenkte Weg erschließt eine eigene Welt des Kletterns. Die Besucher:innen und auch die Öffentlichkeit können sich so der Faszination des Kletterns nicht mehr entziehen. Durch den abgesenkten Baukörper wird der Landschaftsraum nicht gestört. Der Innenraum ist großzügig gestaltet und die Belichtungsöffnungen gehen geschickt mit der Enge des Erschließungsweges um“, heißt es im Protokoll des Preisgerichts.
Der zweite Preis in der Architektur ging an die Gemeinschaftsarbeit von Jan Malte Röthig und Kanina Leonarda Färber. Sie konnten mit einer schneckenförmig aufsteigenden Baukörperform und mit der zeichnerischen Darstellung wie auch mit der Modellausbildung überzeugen. „Die Idee der schneckenförmigen, aufsteigenden Baukörperform, die einen Eingangshof ausbildet, ist eine klare Geste. Sowohl in Hinblick auf den vorhandenen Landschaftsraum als auch auf die innere Organisation der Kletterhalle… Überzeugend ist die innere Wegeführung mit einem schwebenden Steg, der es ermöglicht das Klettergeschehen hautnah mitzuerleben“, urteilte die Jury zu ihrer Platzierung.
Den dritten Preis sicherte sich Anna Hehemann. „Die Idee des aufgefächerten, prismatischen Baukörpers passt zur Aufgabe der Kletterhalle“, befand die Jury und sah sie damit preiswürdig. Auch die Einbindung in die Topografie und das Angebot für das Outdoor-Klettern wurden sehr positiv bewertet. So stellte ihre Lösung einen spannenden und auch innenräumlich gut differenzierten Beitrag für die gestellte Aufgabe dar, argumentierte das Preisgericht weiter.
Bauingenieur:innen lieferten überzeugende Tragwerksideen
Der erste Preis bei den Studierenden des Bauingenieurwesens ging an Kexin Ma für die überzeugendste Tragwerksidee. Mit ihrer Idee eines gefalteten Daches konnte sie sowohl in konstruktiver als auch gestalterischer Hinsicht überzeugen. Besonders der Innenraum, so die Meinung der Jury, profitiert in seiner freien Ausformung von dieser Tragwerksidee. „Das Zusammenspiel von Tragwerk und Form ist vorbildlich zu einer Einheit verschmolzen. Der Entwurf ist von der Durcharbeitung bis hin zum rechnerischen Nachweis der Konstruktion ein eigenständiger und überzeugender Beitrag…“, urteilte das Preisgericht.
Da sich die Jury nicht auf einen zweiten Platz einigen konnte, vergab sie zwei gleichberechtigte dritte Preise. Diese gingen an die Gruppenarbeit von Jakob Abendroth, Jonas Nütz und Philipp Wiesenthal sowie an das Team Lucca Christiansen, Sandra Ehrenberg und Jana Riemke.
Die Gemeinschaftsarbeit von Abendroth, Nütz und Wiesenthal zeichnet sich durch die Idee einer frei geformten, selbsttragenden Gebäudehülle aus. Sie wird mittels einer einfachen Stabwerkskonstruktion umgesetzt. Das gestalterische Potenzial dieser Konstruktion ist ihr entscheidender Vorteil. „Insoweit stellt die Arbeit einen gelungenen Beitrag für die gestellte Aufgabe dar“, argumentierte die Jury für die erste Gruppe mit einem dritten Preis.
Der weitere dritte Preis vom Team Christiansen, Ehrenberg, Riemke hatte die Idee eines gefalteten Flächentragwerkes als raumbildendes Prinzip. Dieses war aber nicht in allen Bereichen konsequent umgesetzt. Positiv bewertet wurde das sowohl gestalterisch als auch konstruktiv kohärent entwickelte Faltprinzip, lautet der Protokolleintrag dazu.
Weitere Informationen
- Fachbereich Bauwesen der TH Lübeck
- Axel-Bundsen-Stiftung