279 Kilogramm und insgesamt 40.000 Euro Materialwert rollen auf einer abgesteckten Rennstrecke über den Asphalt. Die Seagulls der Technischen Hochschule (TH) Lübeck verfolgen die Slalomfahrt ihres Kommilitonen Johannes Soberger, der gekonnt die weiß-orangefarbenen Pylonen umfährt. Die Studierendengruppe mit der gemeinsamen Leidenschaft für Rennautos trifft sich für Testfahrten auf einem Übungsplatz im Ausbildungspark Blankensee. Mit gebührendem Abstand voneinander – das versteht sich.
Eigentlich wären sie dieses Jahr für den Start auf einem der wohl bekanntesten Rennstrecken Deutschlands qualifiziert gewesen – dem Hockenheimring. Würden neue Teile an ihrem Auto einbauen und für das letzte Feintuning sorgen. Zudem auf den erneuten Antritt in Österreich auf dem Red Bull Ring beim Formular Student Austria (FSA) freuen. Doch die Corona-Pandemie hat die Formular Student Konstruktionswettbewerbe ausgebremst. Rund um den Globus bereiteten sich Studierende auf den Wettbewerb vor – bis es aufgrund der starken Verbreitung des Virus zu Absagen der Veranstaltungen kam.
„Dieses Jahr können wir alles etwas entspannter angehen“, sagt Betreuer Stefan Bollmann, während er aufmerksam die kurvige Fahrt von Johannes Soberger beobachtet. Es gebe nun mehr Zeit für das Testen des Rennwagens Sturmmöwe auf dem Gelände des Ausbildungsparks. „Dadurch können wir neue Erkenntnisse über die Fahrdynamik gewinnen und Verbesserungen in das neue Fahrzeug einfließen lassen“, so Bollmann. Die Studierendengruppe hat sich 2018 gefunden und sich dem weltweit agierenden Verbund der Formular Students angeschlossen. Innerhalb eines Jahres werden Prototypen entworfen, gebaut und getestet, mit dem Ziel den eigenen Einsitzer, auch Monoposto genannt, bei einem Formula Student Wettbewerb zu präsentieren.
Neuheit getestet
Eine Neuheit an der Sturmmöwe stammt von Jonas Bratke. Der Maschinenbau-Student entwickelte einen Ultraschallsensor, der auf der Schnauze des Rennwagens angebracht ist. Ziel ist es, neue Erkenntnisse über die Fahrdynamik des Wagens zu erfahren. Die gewonnenen Messdaten werden einer GPS-Koordinate zugeordnet und sollen beispielsweise zeigen, in welcher Kurve sich wie viele Belastungen auf das Fahrzeug auswirken.
Immer und immer wieder setzen sich die beiden Fahrer Johannes Soberger und Daniel Menzel abwechselnd in voller Schutzmontur in den Rennwagen. Jonas Bratke verfolgt die Fahrt mittels eines speziellen Programms auf seinem Laptop.
„Wir sind bis fast 21 Uhr auf der Strecke gewesen und haben danach an der TH Lübeck noch die Videos von der Onboard-Kamera angeschaut. Es war wirklich ein intensiver, guter Trainingstag und wir konnten nach langer Zeit endlich wieder einen renntauglichen Parcours ausprobieren“, sagt Stefan Bollmann resümierend zu der Testfahrt.