Symposium beleuchtet Wachstumschancen für nachhaltige biobasierte Wirtschaft

Erstes Symposium „Blaue Bioökonomie in Norddeutschland“ an der Kieler Universität mit rund 80 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Verbänden

Die strategische BaMS Roadmap verbindet die verschiedenen Elemente der blauen Bioökonomie zu einer aquatischen Kreislaufwirtschaft. Grafik: Christian Ridder, www.business-as-visual.com

Die strategische BaMS Roadmap verbindet die verschiedenen Elemente der blauen Bioökonomie zu einer aquatischen Kreislaufwirtschaft. Grafik: Christian Ridder, www.business-as-visual.com

Im Rahmen des Projektes „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ laufen zurzeit acht Verbundprojekte. Anlässlich des Symposiums stellten die Verantwortlichen ihre Projektideen zur marinen Biotechnologie vor. 1. Reihe von links: Stefan Meyer (BaMS-Koordinator, CAU), Mirko Bögner (Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven). 2. Reihe von links: Prof. Carsten Schulz (CAU), Prof. Thomas Schweder (Universität Greifswald), Martina Mühl (Coastal Research & Management, Kiel) Elke Böhme (Fraunhofer Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik, Lübeck), Sascha Hermus (3N Kompetenzzentrum Niedersachsen), Prof. Norbert Reintjes (TH Lübeck), Prof. Tom Goldammer (Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Dummersdorf/Mecklenburg-Vorpommern).  © Dr. Doreen Saggau, AEF

Im Rahmen des Projektes „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ laufen zurzeit acht Verbundprojekte. Anlässlich des Symposiums stellten die Verantwortlichen ihre Projektideen zur marinen Biotechnologie vor. 1. Reihe von links: Stefan Meyer (BaMS-Koordinator, CAU), Mirko Bögner (Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven). 2. Reihe von links: Prof. Carsten Schulz (CAU), Prof. Thomas Schweder (Universität Greifswald), Martina Mühl (Coastal Research & Management, Kiel) Elke Böhme (Fraunhofer Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik, Lübeck), Sascha Hermus (3N Kompetenzzentrum Niedersachsen), Prof. Norbert Reintjes (TH Lübeck), Prof. Tom Goldammer (Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Dummersdorf/Mecklenburg-Vorpommern).

© Dr. Doreen Saggau, AEF

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das von der Kieler Universität koordinierte Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten“. Im Bild von links: Dr. Dietmar Walter vom Referat Nachhaltiges Wirtschaften, Bioökonomie (BMBF), mit den Organisatoren des Netzwerktreffens in Kiel Prof. Carsten Schulz (AEF), Prof. Rüdiger Schulz (Botanisches Institut) und BaMS-Koordinator Dr. Stefan Meyer. © Dr. Doreen Saggau, AEF

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das von der Kieler Universität koordinierte Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten“. Im Bild von links: Dr. Dietmar Walter vom Referat Nachhaltiges Wirtschaften, Bioökonomie (BMBF), mit den Organisatoren des Netzwerktreffens in Kiel Prof. Carsten Schulz (AEF), Prof. Rüdiger Schulz (Botanisches Institut) und BaMS-Koordinator Dr. Stefan Meyer. © Dr. Doreen Saggau, AEF

 

Am 3. und 4. März trafen sich auf Einladung des im Herbst 2019 gegründeten Vereins „Bioökonomie auf Marinen Standorten (BaMS)“ und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) rund 80 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Verbänden, um sich über neue Projekte für das Wachstumsfeld der biobasierten und nachhaltigen Wirtschaft auszutauschen. Als Gründungsmitglied des Vereins unterstützt die TH Lübeck in Kooperation mit anderen Wissenschaftseinrichtungen eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft, die aquatische Ressourcen wie Fische, Muscheln oder Algen einbezieht und so unter dem Schlagwort „Blaue Bioökonomie“ einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise leistet. Dazu werden ebenso Nährstoffe aus Oberflächen- und Küstengewässern genutzt wie aus Industrie und Landwirtschaft. Biologische Rohstoffe aus dem Meer können in Medizin, Kosmetik, Ernährungs- und Futterindustrie eingesetzt werden, finden sich aber auch zunehmend in Gebrauchsgegenständen und Produkten des Alltags. Prof. Reintjes vertritt die TH Lübeck im erweiterten Vorstand des Vereins und beteiligt sich an einem der acht Verbundprojekte, dem sogenannten AQUATOR. Das Projekt hat zum Ziel, die ökonomischen und ökologischen Potenziale der aquatischen Bioökonomie im Sinne einer Industriellen Symbiose nachhaltig zu erschließen. Es beinhaltet die Entwicklung und Bereitstellung umfangreicher Dienstleistungen und Infrastruktur aus der betrieblichen, sozioökonomischen und administrativen Perspektive und agiert entlang der bioökonomischen Wertschöpfungsketten.

Ziel des ersten Kieler Symposiums zur blauen Bioökonomie ist es, geeignete Modellstandorte für größere Verbünde zu identifizieren, Industriepartner mit ins Boot zu holen und über neue Forschungsprojekte zu diskutieren. „Die norddeutschen Bundesländer, allen voran Schleswig-Holstein, haben ein großes Potenzial, eine Schlüsselrolle im Bereich der blauen Bioökonomie zu spielen. Sowohl in der Forschung als auch auf Unternehmensseite gibt es bundesweit einmaliges Know-how, zum Beispiel für die Produktion von Algen oder die Herstellung von alternativen Futtermitteln in der Aquakultur, das weiter ausgeschöpft werden kann. Wir wollen interessierte Personen, Forschende und Wirtschaftsfachleute aus unterschiedlichen Bereichen, zusammenzubringen und neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte anstoßen“, sagte Carsten Schulz, einer der verantwortlichen Organisatoren des Symposiums, Professor für marine Aquakultur an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät (AEF) und Mitglied der Steuerungsgruppe im universitären Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS).

Vor rund einem Jahr hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das mit bis zu 20 Millionen Euro geförderte und von der Kieler Universität koordinierte Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ (BaMS) bewilligt. Inzwischen haben bereits acht Verbundprojekte in BaMS ihre Arbeit aufgenommen und beschäftigen sich etwa mit der Optimierung von Haltungsbedingungen für Fische in Aquakulturanlagen oder mit der nachhaltigen Nutzung regional produzierter Algen für die kosmetische und pharmazeutische Industrie. Hier geht es insbesondere um Hautaufheller für den asiatischen Markt. Durch die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen werden die Forschungsergebnisse in einzelnen Projekten auch in Produkte für den Kosmetikmarkt überführt. Dazu zählt zum Beispiel Muschelpaste als Brotaufstrich oder Pesto aus Algen. Weiter ist geplant, den Kot der Fische zu Biokohle zu karbonisieren. Weitere Partner erproben, wie sich Fischfutter aus Algenmaische herstellen oder neuartige Wasserreinigungsanlagen mithilfe von Mikroalgen entwickeln lassen.

Im Herbst 2020 sollen neue Konsortien folgen, die im Rahmen des BMBF-Projektes „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ gefördert werden. Noch bis Ende Mai 2020 können Skizzen eingereicht werden. Im Frühjahr 2021 sollen die neuen Vorhaben dann starten. „Es geht uns vor allem darum, Synergien von Unternehmen und Experten so zu fördern, dass ganzheitliche und gleichzeitig nachhaltige Systeme entstehen, die auch in einer Region verwurzelt sind. Das Symposium ist daher auch der Startschuss für ein neues Netzwerk von Interessenten aus allen Bereichen der Blauen Bioökonomie“, fasste Dr. Stefan Meyer, Koordinator des Projektes „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ an der Uni Kiel das Ziel des norddeutschen Branchentreffens zusammen.

Das zweitägige Symposium begann mit einer Mitgliederversammlung des im September 2019 neu gegründeten gemeinnützigen Vereins „Bioökonomie auf Marinen Standorten e.V.“, der für die Abwicklung der Projekte und die Unterstützung von Kooperationen verantwortlich ist. Anschließend stellten Projektpartner die acht Verbundprojekte in BaMS vor. Am zweiten Tag folgten Impulsreferate und Workshops zur besseren Vernetzung der Akteure. Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Dr. Dietmar Walter vom Referat für Nachhaltiges Wirtschaften und Bioökonomie im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) in Berlin. Erst kürzlich hatte Bildungsministerin Anja Karliczek die Bioökonomie-Strategie des Bundes vorgestellt und dabei auf die besondere Bedeutung der blauen Bioökonomie, von biobasierten Prozessen aus Meeresprodukten wie Algen oder Muscheln hingewiesen. Deutschland hat das Ziel, führender Standort in der nachhaltigen Bioökonomie zu werden und einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen zu leisten.

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Das Projekt Bioökonomie auf Marinen Standorten (BaMS) wird von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über fünf Jahre mit bis zu 20 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, einen Innovationsraum Norddeutschland für die Blaue Bioökonomie zu entwickeln, in dem neue Verfahren umgesetzt und nachhaltige Konzepte für eine umfassende Kreislaufwirtschaft gefördert werden, die marine biologische Ressourcen wie Fische, Muscheln oder Algen einschließen. Das Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ stärkt darüber hinaus den universitären Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) an der Kieler Universität. Kiel Marine Science (KMS) bildet das Dach für natur- und gesellschaftswissenschaftliche Ozean- und Klimaforschung an sieben Fakultäten und fördert die fachübergreifende Auseinandersetzung mit meereswissenschaftlichen Themen. www.kms.uni-kiel.de