Die von BabEng im Jahr 2004 zur Verfügung gestellte Tunnelvortriebmaschine dient als Anschauungsgerät für Vorlesungen im Bauingenieurwesen. Die TVM hatte ihren letzten Einsatz im Jahr 2000 in Rostock. Dort wurde sie auch 1995 auf der Rostocker Neptun Werft gebaut und kam als Prototyp beim Bau eines neuen Abwassersammlers zum Einsatz. Die TVM auf dem TH-Campus ist 7,60 m lang und wiegt insgesamt ca. 22 Tonnen, 13 Tonnen allein der Bohrkopf und die „Schnecke“. „Die muss auch schon mal Steine und Geröll brechen können und ist deshalb sehr stabil. Der Bohrdurchmesser der Maschine beträgt 1,32 m und wird in dieser Größe hauptsächlich für den Bau von Abwasser- und „kleineren“ Rohrleitungssystemen eingesetzt. Der Kostenpunkt für die TVM liegt bei rund 1,5 Mio. Euro mit allem dazugehörigen Zubehör, wie Steuer- und Steuerungseinheiten, Sensorik und Regelungstechnik. Die Maße und das Prinzip sind heute noch üblich. Nahezu alle Tunnelvortriebmaschinen arbeiten nach demselben Prinzip, auch „Trude“ beim Bau der 4. Röhre des Hamburger Elbtunnels. Die Tunnelvortriebmaschine auf dem TH-Campus ist sozusagen die kleine Schwester von „Trude“, informierte der Geschäftsführer Tim Babendererde die anwesenden Studierenden über die Daten der Tunnelvortriebmaschine im Rahmen der Vorlesungsreihe.
An „Trudes“ kleiner Schwester wird den Studierenden das Prinzip des Tunnelbaus im Rohrvortriebverfahren bestens erläutert. „Während der Herstellung des Tunnels werden von hinten aus dem Startschacht gleichzeitig die zu verlegenden Stahlbetonrohre mit eingeschoben, die dann z.B. als Abwassersammler im Boden verbleiben. Der Vorteil dieses Bauverfahrens liegt darin, dass für die Verlegung der Baugrund nicht extra aufgebaggert werden muss. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Maschine immer wieder verwendbar ist“, erklärt Babendererde die Arbeitsweise des Vorpressverfahrens. „In erster Linie wird so ein Rohrvortrieb eingesetzt, wenn es darum geht, in Gewerbe- und Wohngebieten einen großen Siel oder Sammelkanal für z.B. Abwässer zu erstellen oder unter einem Verkehrsdamm oder einer Straße hindurch zum Hauptsammler zu pressen“, ergänzt Jan Lüking, Professor für Geotechnik und Leiter des Labors Geotechnik im Fachbereich Bauwesen der Technischen Hochschule.
Nach Worten des Spenders soll die Überlassung neben einem praxisnahen Anschauungs- und Demonstrationsobjekt auch die enge Verbundenheit zwischen dem Bauingenieurwesen mit der Baupraxis dokumentieren. Denn seit seiner Gründung im Jahr 1996 arbeitet das Ingenieurbüro BabEng punktuell mit der TH Lübeck zusammen. „Bei speziellen Fragestellungen in Projekten haben wir in der Vergangenheit immer gern mit den Fachleuten des Bauwesens zusammengearbeitet, uns beraten und auseinandergesetzt, um zielorientiert Problemlösungen zu diskutieren und zu erarbeiten. Für nationale wie internationale Projekte haben wir sowohl Praktika für die Studierenden des Bauwesens ausgeschrieben als auch das eine oder andere Thema für Abschlussarbeiten formuliert. Das wollen wir auch zukünftig weiter so handhaben für eine praxisnahe Ausbildung in der Bauindustrie“, so Tim Babendererde.
„Wir werden die Tunnelvortriebmaschine im Rahmen unserer Vorlesungen im Bereich „Unterirdisches Bauen“ bzw. beim Thema Rohrvortrieb detaillierter kennenlernen, da in der Ausbildung unserer angehenden Bauingenieurinnen und Bauingenieure die Arbeitsweise der Maschine von großem Interesse ist“ ergänzte Professor Lüking, sprach‘s und eilte mit seinem Gast und den Studierenden in die Vorlesung.
So hat der damalige Slogan: Zukunft gestalten! nach wie vor Gültigkeit und findet im Bauingenieurwesen nicht nur in der Praxis eines aktuell prosperierenden Baugewerbes statt, sondern auch in der gemeinsamen Ausbildung und Forschung mit der Bauindustrie.