„First, let me once again thank you and all of your colleagues at THL for the incedible hospitality shown to me and other visitors from MSOE during your recent celebraion…
Second, I want to present to you this small plaque in recognition and appreciation of the wonderful service that you have provided to MSOE students over the past 25 years. I have heard nothing but positive comments about how important your support has been in making the program successful and helping the MSOE students easily adapt to life in Lübeck. You have clearly played a critical role in making this program work so well and on behalf of all of our faculty, staff and students, I thank you. John Y Walz, President Milwaukee School of Engineering (MSOE), USA.
Mit diesen Worten bedankte sich der Präsident der MSOE bei Jens Thiedke für das hohe Engagement und tatkräftige Wirken im Rahmen des deutsch-amerikanischen Austauschprogramms zwischen der TH Lübeck und der MSOE. Zum Dank für die wertvolle Arbeit in den letzten 25 Jahren übersandte Walz eine Schmuckplatte mit Gravur. Thiedke, der seit seinem ersten Tag an der TH vor nunmehr ziemlich genau vor 25 Jahren im Programm aktiv ist, freute sich sehr über diese Auszeichnung.
Den Anlass dafür gab der 25ste Geburtstag des deutsch-amerikanischen Austauschprogramms zwischen der TH Lübeck und der MSOE. Ganz am Rande der Feierlichkeiten zum 50sten Geburtstag der TH Lübeck organisierten die Programmverantwortlichen in den Fachbereichen Elektrotechnik und Informatik und Maschinenbau und Wirtschaft die Jubiläumsfeier zum 25-sten Bestehen der Partnerschaft mit der MSOE und hatte alle Verantwortlichen der MSOE dazu eingeladen.
„Es war ein Wagnis“, sagt Thiedke, „denn alle bekannten Gesichter an der MSOE sind altersmäßig ausgeschieden. Es waren alles neue Leute im Spiel und wir wussten nicht, wie geht es jetzt weiter. Will die MSOE überhaupt die 25 Jahre feiern? Wer sind die neuen Ansprechpartner? Wir haben alle eingeladen, das neue Präsidium, die neuen Dekane usw.. Zuerst kamen keine Antworten. Aber dann kurz vor der Deadline ging es los. Reihenweise flatterten die Zusagen ins Haus. Und letztendlich kamen alle bis auf zwei, die wirklich verhindert waren. Unsere Feier wurde ein toller Erfolg. Und alle Partner haben bemerkt, wie wir hinter dieser Kooperation stehen. Ronald Wieder, mein Kollege der anderen Internationalen Studienangebote mit der MSOE und ich hatten während dieser Tage den Job der „Escortmen“. Dabei fiel dann bei den neuen US-Kolleg*innen der Groschen. Präsident Waltz bedankt sich mit diesem Pokal im Namen aller alten und neuen Kolleg*innen bei mir für die 25 erfolgreichen Jahre. Eine Auszeichnung für uns alle!“
Thiedke erinnert sich: „Ich wurde damals als Laboringenieur eingestellt. Zunächst sollte ich nur anschieben und soweit vorbereiten, dass die Stelle nach einem Jahr überflüssig werden würde. Das hat sich ja nun mittlerweile relativiert. In erster Linie hatte ich damals allen Laboratorien zuzuarbeiten, die beim Austauschprogramm mit den USA eine Rolle spielten und war insofern Ansprechpartner für die US-Studierenden. Besonders natürlich bei Problemen. Und die gab es in der Tat. Alle Skripte und Lehrmaterialien waren noch in Deutsch. Für uns war alles Neuland. Und wenn es irgendwo mal hakte, wurde es mit viel Idealismus und Engagement einfach zur Seite gefegt. Es ging, weil alle den Austausch wollten. Ich war damals 30 und die ältesten Studierenden waren 26 Jahre alt, also war ich mitten drin. Alles war sehr familiär. Noch heute habe ich Kontakte zu den Studierenden der ersten Stunde. Über die Jahre ist das natürlich weitläufiger geworden und bei der Anzahl geht es heute leider nicht mehr“, sagt Thiedke rückblickend.
Begonnen hat die Geschichte 1993 in Santa Barbara, Kalifornien, USA. Der damalige Rektor der FH Lübeck, Professor Rudolf Taurit, war als Vertreter der Fachhochschulen in der Hochschulrektoren Konferenz (HRK) auf einer internationalen Tagung in den USA. Dort traf er den damaligen Präsidenten der MSOE, Dr. Hermann Viets. „Der war total begeistert davon, einen deutschen Professor und Rektor einer Hochschule aus Schleswig-Holstein (S.-H.) zu treffen (zumal Viets deutschstämmig war und seine Wurzeln in S.-H. hatte), der selber an Kontakten in den USA interessiert war. Bei einem Bierchen oder einem Glas Rotwein (das ist nicht genau überliefert) haben die zwei vereinbart, den Austausch zwischen Lübeck und Milwaukee mit zwei Abschlüssen, von jeder Hochschule einen ‚einfach‘ zu machen“, weiß Thiedke von seinem ehemaligen Rektor. Der Hochschule gelang es Bundesmittel für den Austausch einzuwerben und so wurde die Stelle für die Betreuung internationaler Studierenden ausgeschrieben.
Seit dem Beginn vor nunmehr 25 Jahren war er in fünf Jahresabschnitten zu Gast in den USA. „Solche Besuche sind besonders wichtig, weil man dadurch eine ganz andere Beziehung zu seinen Partnern aufbauen kann. Mittlerweile habe ich zu den amerikanischen Kolleg*innen ein sehr enges und familiäres Verhältnis. Man kennt sich und vertraut sich und das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung, dass so ein Programm über Jahre funktioniert.
Seine Erkenntnis aus den 25 Jahren ist, dass es auf beiden Seiten ein breites Fundament geben muss mit einer hohen Akzeptanz. „Ein Fundament ist ja etwas, dass belastet wird; da steht ja etwas drauf, und wenn das nicht vorhanden ist, funktioniert es nicht. Wenn das Fundament dünn ist und nur von Wenigen getragen wird, bröckelt es und hat keine Zukunft. Es war der Enthusiasmus aller Beteiligten, alle und auf beiden Seiten. Alle waren total begeistert und überzeugt, dass so etwas geht“, sagt Thiedke mit Überzeugung und Enthusiasmus auch nach 25 Jahren. „Dazu muss man sich vorstellen: es kommen US-Amerikaner*innen zu uns, die kein Wort deutsch sprechen und wir hatten zuvor noch nie eine Vorlesung in Englisch gehalten. Oder die Akkreditierung von Studienangeboten. Als die amerikanischen Akkreditierer unser gemeinsames Studium in den USA akkreditieren wollten, stand das Programm auf der Kippe. Dass was sie sehen wollten, eine Dokumentation mit Fakten wie Prüfungsordnung, Lehrinhalte usw. gab es für dieses Austauschprogramm bei uns noch nicht. Akkreditierungen standen im Jahr 2000 noch gar nicht auf dem Zettel. Wir hatten einfach nix! Das mussten wir in der Aufregung wohl vergessen haben. Es gab lediglich den Drei-Zeiler zwischen der MSOE und uns „Yes, we will! Insofern wundert es heute, dass es dann doch funktioniert hat. Ganz wichtig dabei war die Unterstützung von oben, von den Hochschulleitungen“ erinnert sich Thiedke.
Und es war dem sehr guten deutsch-amerikanischen Vertrauensverhältnis zu verdanken, dass es innerhalb weniger Wochen gelang, den Akkreditierern eine komplette 300-Seiten starke Dokumentation über das gesamte deutsche Schul- und Bildungssystem mit Ausbildungsinhalten und Curricula zuzuleiten, beginnend von der Grundschule, über Haupt- und Realschule, über Gymnasium bis hin zur Hochschule. Seitdem (2000) haben die MSOE und die TH Lübeck die Akkreditierung alle fünf Jahre mit Bravour bestanden. Besonders stolz ist Jens Thiedke darauf, dass das Programm von dem US-Akkreditierungsgremium im letzten Jahr erst besonders gelobt und hervorgehoben wurde. Bereits einige Jahre zuvor 2009 gewann die MSOE mit dem gemeinsamen Studienprogramm den Titel des Innovativsten Studiengangs in den USA in einem inneramerikanischen Wettbewerb, ausgelobt von der dortigen Hochschul-Rektorenkonferenz. Dazu hebt Thiedke besonders hervor: „Nach wie vor stellen wir unseren gemeinsamen Studiengang in der Akkreditierung auch als weltweit einzigen Studiengang vor, der auf nicht amerikanischem Boden erfolgreich akkreditiert wurde. Auch bei den amerikanischen Akkreditierern ist kein anderes internationales Programm bekannt, das eine so vergleichbare akademische Tiefe hat. „Wir stimmen unsere Inhalte ja fast bis auf die Kleidung ab!“
Im Jahr 2019 wurde das auf beiden Seiten des Atlantiks erfolgreiche Austauschprogramm zwischen der MSOE und der TH Lübeck 25 Jahre alt. In der gesamten Laufzeit ist das Programm verbunden mit dem Namen Jens Thiedke. Er ist seit dem 1.7.1994 an der TH Lübeck und betreut vom ersten Tag an das Programm mit der Milwaukee School of Engineering. Allein im ursprünglichen Austauschprogramm, dem Internationalen Studium Nachrichtentechnik (ISN), dem heutigen Internationales Studium Elektrotechnik (ISE) sind es ca. 400 Studierende, die Thiedke zu betreuen hatte. In den mittlerweile drei gemeinsamen Studienangeboten (1999 kamen das Wirtschaftsingenieurwesen und 2004 der Maschinenbau hinzu) sind es insgesamt rund 800 Studierende, die das Programm durchlaufen haben. „Und nicht zu vergessen, auch die zwölf deutsch-amerikanische Hochzeiten, die wir in dieser Zeit erleben durften! Ich würde mich freuen, wenn es in meiner Zeit noch mehr werden!“ sagt Jens Thiedke lachend.