Ein komplettes Eigengewächs

Kooperative Promotion der Betriebswirtschaftslehre Gesundheitswirtschaft der Technischen Hochschule Lübeck

V.l.: Prof. Dr. med. Katalinic (Universität zu Lübeck), Prof. Dr. med. Rentzsch und Prof. Dr. med. Framke (beide Technische Hochschule Lübeck), Dennis Stern M.A. (Absolvent der Betriebswirtschaftslehre mit der Vertiefungsrichtung Gesundheitswirtschaft). Foto: TH Lübeck

V.l.: Prof. Dr. med. Katalinic (Universität zu Lübeck), Prof. Dr. med. Rentzsch und Prof. Dr. med. Framke (beide Technische Hochschule Lübeck), Dennis Stern M.A. (Absolvent der Betriebswirtschaftslehre mit der Vertiefungsrichtung Gesundheitswirtschaft). Foto: TH Lübeck

Zwischen der BWL-Gesundheitswirtschaft der Technischen Hochschule Lübeck und dem Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Universität zu Lübeck läuft etwas! Nichts Unheimliches, im Gegenteil, etwas sehr Erfreuliches, und das auch noch für alle daran Beteiligten. Und es läuft rund. Die Rede ist von Kooperativen Promotionen. 

Aktuell ist ein lupenreines Eigengewächs der BWL-Gesundheitswirtschaft der TH Lübeck im zweiten gemeinsamen, kooperativen Promotionsverfahren unterwegs. Dennis Stern ist Absolvent der BWL Gesundheitswirtschaft und hat im Anschluss den BWL-Master zum Thema Erstellung eines Fallwagenkonzeptes am UKSH ebenfalls an der TH in Lübeck gemacht. Stern arbeitet im Prozess- und Projektmanagement im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, UKSH, wo er die Promotion mit dem Thema Implementierung eines Fallwagensystems einschließlich einer Prozessautomatisierung anwendungsnah bearbeitet. 

„Wir (UKSH) sind mit diesem Thema ein Pilotprojekt, zurzeit gibt es bundesweit in Deutschland noch kein ‚Fallwagensystem mit Automatisierung‘. D.h., wir werden die ersten sein, die das so durchführen. Wenn wir erfolgreich sind, gibt es natürlich deutschlandweit Beratungsbedarf und ich kann mir sehr gut vorstellen irgendwann andere Kliniken und Krankenhäuser in diesem Bereich zu unterstützen. Momentan allerdings sehe ich mich am UKSH im Projekt- und Prozessmanagement und hoffe mit meiner Dissertation einen prozessualen Mehrwert des ‚Fallwagensystem inklusive Automatisierung‘ wissenschaftlich zu begründen. Die Implementierung wird noch Zeit in Anspruch nehmen und dann wird es sicherlich noch weitere interessante Projekte geben“, sagt Stern über den Wert seiner Arbeit und die Zeit nach der Promotion.

Betreut wird er von Prof. Dr. Sabine Framke, BWL-Gesundheitswirtschaft, TH Lübeck, auf Seiten der Universität zu Lübeck von Prof. Dr. Alexander Katalinic, Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung und von Dr. Joß Giese, OP-Management des UKSH Kiel und Projektleitung des Fallwagenprojektes. 

Die Kooperation zwischen dem Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung und der BWL-Gesundheitswirtschaft der TH Lübeck gibt es schon länger. „Das interdisziplinäre Zentrum der Universität ist mit Kliniken, Praxen und vielen medizinischen Versorgungseinrichtungen vernetzt und so auch mit dem Bereich Gesundheitswirtschaft der Technischen Hochschule Lübeck“, sagt Katalinic über die Ursprünge der gemeinsamen Initiative. 

Ausgelöst wurde die erste Kooperative Promotion durch die Betreuungsanfrage des externen Absolventen Lars Witthake an BWL-Professorin Framke. In Ermangelung des Promotionsrechts an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen), wandte sich Framke an Uni-Professor Katalinic. Damit ging die erste gemeinsame BWL-Promotion in dieser Betreuungskonstellation an den Start und konnte vor wenigen Wochen gemeinsam, erfolgreich beendet werden. „Das Promotionsthema Praxisnetze in der Analyse von Dr. Lars Witthake, heute Director Operations an den Limes Schlosskliniken AG in Köln, in der es darum geht, wie sich medizinische Versorgung durch Praxisnetze, also den Zusammenschlüssen einzelner Praxen zu kooperativen Netzwerken, auf nationaler Ebene verbessern lässt, passte natürlich bestens in die Aufgabengebiete des Gesundheitszentrums für Versorgungsforschung und die Themenschwerpunkte der Gesundheitswirtschaft an der TH Lübeck“, sagen Katalinic und Framke. 

Den wissenschaftlichen Nutzen sieht Katalinic darin, das Kooperationsnetzwerk der Versorgungsforschung, über das Engagement in Kooperativen Promotionen zu stärken. „Die Versorgungsforschung ist in ihrer Arbeit auf ganz viele verschiedene Kooperationspartner angewiesen. Da die Lübecker Uni über keine Gesundheitsökonomie verfügt, ist sie sehr interessiert an der Kooperation mit der TH Lübeck, weil es diese eben dort gibt. Und der erweiterte Nutzen ergibt sich daraus, dass die Gesundheitsökonomie wiederum eigene Partner hat, die die Kompetenz des gesamten Netzwerkes stärken“, sagt Katalinic. Denn neben der Gesundheitsversorgung, sieht er die Gesundheitsökonomie mit all ihren Facetten als einen weiteren wesentlichen Schwerpunkt und trifft damit genau den Ansatz der BWL-Gesundheitswirtschaft der TH Lübeck. „In der ursprünglichen Planung der Betriebswirtschaftslehre an der TH war die Gesundheitswirtschaft eine BWL-plus, die es galt auf den Weg zu bringen. Gemeint ist damit, dass neben den betriebswirtschaftlichen Inhalten zusätzlich die Versorgungseite mit seinen ethischen und medizinischen Fragestellungen auf der einen und die ökonomischen und prozessualen Aspekte auf der anderen Seite betrachtet werden und damit dem Spannungsbogen zwischen Medizin und Ökonomie gerecht wird. Diesen besonderen Ansatz stärkt die Kooperation mit der Universität. Denn Gesundheitswirtschaft ist per se ein Netzwerk“ sagen die BWL-Professuren Framke und Rentzsch. 

Auf dem Lübecker Wissenschaftscampus findet Promotionskandidat Stern genau die für seine eher technisch-, anwendungsorientierte Thematik notwendige Partnerstruktur: Eine in die Breite gehende gesundheitswirtschaftliche Ausbildung, ein Zentrum für medizinische Versorgungsforschung mit ausgewiesener Partnerstruktur und ein Klinikum für die Anwendbarkeit der Promotionsergebnisse. 

Das Besondere in dieser Partnerkonstellation sei der evaluative Charakter der Promotion, resümieren Katalinic und Framke und meinen damit, dass man nicht nur sagt, wir führen dieses neue Konzept ein, sondern dass man die Einführung evaluiert, in die Breite geht und dabei verschiedene Parameter berücksichtigt. Beispielhaft die Mitarbeiterzufriedenheit, nämlich, ob sich diese nach der Einführung eines solchen Konzeptes ändert, was wiederum Auswirkungen auf die medizinischen und ökonomischen Ergebnisse haben kann. „So geht alles Hand in Hand und macht diese Art der Promotion natürlich auch für unser gemeinsames Netzwerk absolut interessant“, schließt Prof. Dr. Alexander Katalinic.

Was will man mehr. Also mehr davon!