Ungewöhnlich insofern, als dass Semesterabschlussarbeiten des ersten, zweiten und dritten Semesters in einem speziellen, kleinen „Event“ gemeinsam und unter einem Dach präsentiert wurden.
Das Gemeinsame ergab sich aus der Aufgabenstellung. Alle drei Semester hatten sich unter jeweils anderen Themenstellungen mit der alten Industrieanlage der „Gollan-Kulturwerft“ in Lübeck beschäftigt.
FH Präsidentin Dr. Muriel Helbig bedankte sich in der Begrüßung bei dem Auslober und den ehrenamtlichen Jurymitgliedern. Über den Stellenwert solcher Ideenwettbewerbe und deren Bedeutung für die Studierenden sprach Helbig von einem großen Nutzen, den Studierende ziehen können aus den ganz konkreten externen Themen außerhalb ihres studentischen Alltags.
Heart of(f) Lübeck - studentischer Ideenwettbewerb zur Kulturwerft Gollan
Prof. Heiner Lippe sprach zu Beginn der Veranstaltung davon, dass er sehr von dem Konzept der praxisnahen Ideenwettbewerbe überzeugt ist. Es ist für das Lübecker 3. Semester Architektur bereits das fünfte Mal, dass solche Wettbewerbe durch das Land Schleswig-Holstein getragen werden. In der Ausbildung wird der Ansatz der Interdisziplinarität verfolgt, nicht nur fachlich durch das projektorientierte Zusammenwirken Studierenden der Architektur und des Bauingenieurwesens, sondern auch interdisziplinär zwischen den Semestern, so Lippe. Die Gollan Kulturwerft hat die drei Semester mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen versehen und die haben das dann gemeinsam in die Tat umgesetzt.
Bei den Arbeiten des 3. Semesters handelte es sich um einen „richtigen“ studentischen Wettbewerb, den Hausherr Thilo Gollan mit einem Preisgeld von 1.000 Euro als Ideenwettbewerb ausgelobt hatte. Übertitelt war der Wettbewerb mit „Heart of(f) Lübeck“.
Der Titel bezieht sich auf die Lage der Kulturwerft Gollan zur Innenstadt und der Frage, wie sich die Kulturwerft zukünftig mit der Altstadt von Lübeck verbinden lässt, erklärte Professor Stefan Wehrig, Lehrender 3. Semester Architektur. Dieser Zwiespalt soll über das Wortspiel mit dem zweiten geklammerten „F“ im Titel angedeutet werden. Daraus entwickelte sich auch ein Teil der Aufgabenstellung, nämlich die Frage nach dem Nutzungskonzept. Wie unterscheidet sich dieses wenn es als „Herz von Lübeck“ oder als „Herz weg vom Zentrum“ interpretiert wird, so Wehrig weiter.
20 Zweier-Teams hatten die Aufgabe, unter der Betreuung der Professoren Lippe und Wehrig sowie der Assistenz von Dipl.-Ing. Stefan Gruthoff, die noch nicht genutzten und offenen Hallensegmente zu schließen und dabei die Raumhöhen und –tiefen in Bezug auf Luft und Licht Atmosphäre zu berücksichtigen. Ebenso sollten Ideen zur Nutzung entwickelt werden, diese funktional zu integrieren, um so neben einem angenehmen Aufenthalt Möglichkeiten für Kleingastronomie, Einkauf/ Shopping oder weitere Eventgelegenheiten zu schaffen.
In einer halböffentlichen Begutachtung durch eine hochkarätige Jury mit dem Auslober Thilo Gollan und dem Juryvorsitzenden Reinhold Wuttke, Vizepräsidenten der Architekten- und Ingenieurskammer Schleswig-Holstein (AIK-S.-H.) sowie externen Mitgliedern aus Hamburg, Niedersachsen, Kiel und Lübeck stand das Ergebnis des studentischen Ideenwettbewerbs nach langen und zähen Diskussionen erst am frühen Abend fest.
Juryvorsitzender Reinhold Wuttke, AIK S-H, war bei der Preisverleihung voll des Lobes und der Anerkennung über die ausgezeichnete Qualität der Arbeiten des dritten Semesters.
Die Jury entschied sich beim 1. Preis, dotiert mit 350,- Euro, für die Arbeit der zwei Studentinnen Carlotta Carneiro da Silva und Johanna Langmaack. Der 2. Preis mit 250,- Euro ging an das Team Daniel-Noah Cabella und Lukas Skowronski. Den 3. Preis mit der Dotierung von 200,- Euro erhielt das Team Sven Boness und Johanna Ströh. Einen 4. Preis, dotiert mit 100,- Euro, konnte das Team Benedikt Zdunek und Antonia Kruse für sich verbuchen. Einen Sonderpreis, ebenfalls mit 100,- Euro dotiert, nahm das Team Christina Hübler und Mika Deiter entgegen.
Das erste Semester hatte sich im Fach ‚Baukonstruktion‘ unter dem Motto „Initialräume“ mit der aktuell leerstehenden zweigeschossigen Halle 16 zu befassen. Guido Neubeck, Professor für Baukonstruktion und Entwerfen am Fachbereich Bauwesen der TH Lübeck erklärt dazu: „Um die Studierenden auf ein einheitliches Niveau zu befördern, lernen sie im Modul Baukonstruktion handwerkliche Fähigkeiten, d.h., sie lernen zu zeichnen mit der Hand und mit dem Lineal, um so räumliche Objekte zu entwerfen, zu konstruieren und diese dann als Zeichnung und Modell darzustellen.“
Ihm zur Seite hat Nele Kraeher, Dipl.-Ing. und Architektin am Fachbereich Bauwesen, die Studierenden bei der handwerklichen Umsetzung betreut. Sie unterstützt bei den Fragen wie etwas zu zeichnen ist, wie ordne ich etwas an, wie bringe ich die Idee überhaupt zu Papier oder wo lege ich die Schnitte, um die Gedanken nachvollziehen zu können, schildert Kraeher ihren Betreuungsbereich.
Insgesamt nahmen rund 130 Erstsemester an diesem Projekt teil, die sich mit ihren Arbeiten einer internen Jury von FH Professor*innen gestellt haben. Die Bearbeitung erfolgte in 34 Teams jeweils mit zwei Studierende aus der Architektur und dem Bauingenieurwesen. Bereits am Vormittag tagte die FH-interne Jury, um eine Empfehlung auszusprechen, welche der Arbeiten für eine mögliche Realisierung im zweiten Semester in Frage kommt.
Das Thema des zweiten Semesters stand unter dem Titel „Spurensuche“. Unter diesem Motto hatten die Studierenden die Aufgabe, sich über Sammlungen von Tönen, Worten, Farben und Bildern mit dem Gebäude auseinanderzusetzen, bzw. zu lernen, wie ein Gebäude zu verstehen und zu erfassen ist. Prof. Tobias Missfeldt und Dipl.-Ing. Sarah Handtke sind die betreuenden Lehrenden und erklärten, dass die ‚Spurensuche‘ eine Möglichkeit darstellt, sich einem Gebäude zu nähern. Insofern gehört die Spurensuche zu den grundlegenden Lehrmethoden, bei der es darum geht, bei den Studierenden den Blick für ein Objekt zu weiten und sich so der Bearbeitung eines Projektes zu nähern.
Als Ergebnis präsentierten die Studierenden aus individueller Sicht und Wahrnehmung Ausschnitte vom Gebäude in Form von unterschiedlichen Sammlungen. Es wurden Serien von Fotografien erstellt, einfache Gegenstände gesammelt und in Verbindung zueinander gebracht, Klangaufnahmen von industrieller Tätigkeit zu Raumklanginstallationen zusammengestellt oder auch Wortsammlungen, die die individuellen Eindrücke und Eigenschaften des Gebäudes spiegeln.
Die betreuenden Professoren Heiner Lippe, Stephan Wehrig, Guido Neubeck und Tobias Mißfeldt sowie die Mitarbeiter*innen Nele Kräher, Sarah Handtke und Stefan Gruthoff und alle Jurymitglieder nahmen am Abend die Preisverleihung vor. Besonderer Dank ging dabei an Thilo Gollan und sein Team für die Auslobung dieses studentischen Wettbewerbs.
Die Professoren zeigten sich erfreut darüber, dass den Studierenden ein solches Podium geboten werden konnte und bedankten sich besonders bei den Jurymitgliedern und den zahlreichen interessierten Gästen.