Hochschulcampus ermöglicht sehr guten Wissenschaftstransfer
Promotion im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
Die Forschung in der angewandten Wissenschaft an einer Technischen Hochschule orientiert sich oft am praktischen Nutzen und zielt dabei auf Innovationen und neue Techniken für Industrie und Wirtschaft ab.
Malte Gienow-Broers
Ich interessierte mich für (medizinische) Optik und für Medizintechnik, eigentlich generell für ein naturwissenschaftliches Ingenieurswesen. Dabei will ich Dinge in die Hand nehmen, experimentieren und entwickeln. Meine Promotion zum Thema „Mobile spektrale Bildgebung am Augenhintergrund“ bewegt sich hier an der Schnittstelle zwischen der Technischen Hochschule Lübeck, der Universität zu Lübeck und Dienstleistern in der Region. Der kompakte Hochschulcampus ermöglicht dabei einen sehr guten Wissenschaftstransfer. Es gibt viele Kooperationen und viele Schnittstellen, an denen Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen und Praktiker aus der Wirtschaft eng zusammenarbeiten.
Abitur, Ausbildung, Studium Medizintechnik an der TH Lübeck
Nach dem Abitur absolvierte ich eine Ausbildung zum Biologielaboranten bei der Firma Euroimmun. Ich bin dann dort in die Geräteentwicklung gegangen und war fasziniert von der Komplexität solcher Geräte und der Zusammenarbeit der einzelnen technischen Fachrichtungen. Deswegen habe ich nach der Ausbildung mit dem Studium Biomedizintechnik an der TH Lübeck (damals noch FH Lübeck) begonnen.
Bachelorarbeit: Praktische Forschung in der Geräteentwicklung
Die Forschung in der angewandten Wissenschaft an einer Technischen Hochschule orientiert sich oft am praktischen Nutzen und zielt dabei auf Innovationen und neue Techniken für Industrie und Wirtschaft ab. Dies zeigte sich auch während meiner Bachelorarbeit bei der Firma LaVision BioTec, einem Hersteller von Spezialmikroskopen, in der ich an der Entwicklung einer neuen Optik eines Lasermikroskops mitgearbeitet habe. In der Grundlagenforschung ist das Denken da eher wegorientiert: nicht jeder Weg führt zum Ziel, aber zu einem weiteren Erkenntnisgewinn.
Promotion auf dem Campus Lübeck im Projekt PASBADIA
Nach dem Bachelorstudium wechselte ich in den Masterstudiengang Medizinische Ingenieurswissenschaften an der Universität Lübeck. So konnte ich durch das Studium an der Universität meine Fähigkeiten im wissenschaftlichen Arbeiten vertiefen und diese aber auch für eine technisch orientierte Masterarbeit, wiederum an der TH Lübeck, nutzen. Ein weiteres Beispiel für einen sehr guten Wissenschaftstransfer an unserem Standort in Lübeck. Die Zeit zwischen dem Bachelorabschluss an der TH Lübeck und dem Masterstudium an der Uni Lübeck konnte ich dabei als Ingenieur bei LaVision BioTec überbrücken.
Nach dem Masterstudium bekam ich dann ein tolles Angebot von Prof. Dr. Mathias Beyerlein für eine Kooperative Promotion im Projekt PASBADIA (Patientennahe Smartphone-basierte Diagnostik mit lokaler und zentraler KI-Plattform im ländlichen Raum). In diesem Verbundprojekt mit Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Medizinern wird eine mobile Anwendung für die Diagnostik an der Netzhaut entwickelt. Mittels eines Smartphone-basierten Gerätes werden Bilder der Netzhaut aufgenommen. Das Ziel dabei ist eine mobile Spektralbildgebung am Auge als Datenbasis für ein nachgeschaltete KI-gestütztes Screening.
In unserem Labor für medizinische Optik wird dabei die Hardware für diese Diagnostik entwickelt und untersucht. Die Datenerfassung und -verarbeitung verteilter KI-gestützter Systeme wird vom CoSA (TH Lübeck) durchgeführt und die anschließende Datenanalyse vom IME (Universität zu Lübeck). Die begrenzten Ressourcen des Smartphones zur Diagnostik werden durch ein Cloud-basiertes Diagnostiktool ergänzt. Beide kommunizieren miteinander und updaten ihre Daten gegenseitig. Parallel wird eine Implementationswissenschaftliche Begleitevaluation durch das IFA (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), um fördernde und hemmende Faktoren zu identifizieren, die die Akzeptanz von KI gestützten Systemen beeinflussen. Das Ergebnis ist dann eine Entscheidungshilfe für Mediziner*innen. Meine angewandte Forschung findet somit an der TH Lübeck statt, promoviert werde ich am Ende aber von meinem Doktorvater an der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Robert Huber.
Gefragt: Zeitmanagement und Durchhaltevermögen
In der Forschungsphase arbeite ich mit sehr vielen Menschen aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammen: Elektrotechnik, Informatik, Konstruktionstechnik, Mechanik, Optik. Das ist gewissermaßen ein Querschnitt durch das gesamte Studium der Biomedizintechnik. Hierbei betreue ich auch viele Studierende während ihrer Bachelor- und Masterarbeit. Jedes Proof-of-Concept, jede Iteration und jeder Prototyp bringen einen dabei näher an sein Ziel. Am Ende ist es ein langer Weg für den man ein gutes Zeitmanagement und vor allem Durchhaltevermögen benötigt. Für mich war die Kooperative Promotion an der TH Lübeck die richtige Entscheidung.
Malte Gienow-Broers
Promotion im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften zum Thema „Mobile spektrale Bildgebung am Augenhintergrund“