Projekt: AHEVA
Arbeitspaket 1: Inbetriebnahme und technische Verifikation

Das Lautsprechersystem mit 69 Lautsprechern, Verstärkern, Soundkarte und Soundumgebungs-Rendering-PC wird von einer externen Firma am Anfang des Projekts im bestehenden reflexionsarmen Raum der TH Lübeck aufgebaut,sodass eine Inbetriebnahme zeitnah nach Projektanfang erfolgen kann. Die Hard- und Softwareeinrichtung, Inbetriebnahme und Installation erfolgen und werden begleitet von umfangreichen Literaturrecherchen um sich in die räumliche Schallfeldwiedergabe in 3D einzuarbeiten. Nach der Kalibrierung und Entzerrung der Lautsprecher soll die Genauigkeit des erzeugten Schallfeldes in Bezug auf Pegel, Frequenzgang und räumliche Abhängigkeiten hin untersucht werden. Die Größe des „Sweet spots“, also des räumlich begrenzten Bereichs, in dem das Schallfeld nahezu fehlerfrei nachgebildet wird, soll mit Methoden der UzL ermittelt werden. Eine Reproduktion des Schallfeldes bis 4 kHz (bei Verwendung von Higher-Order Ambisonics 7. Ordnung) wird erforderlich sein, um z.B. adaptive Hörgeräte-Richtmikrofonie realistisch im Labor in einer simulierten Szene zu untersuchen.
Arbeitspaket 2: Evaluationsmethoden in den virtuellen Alltagsszenen

Aus frei verfügbaren Datenbanken werden diverse Alltagssituationen entnommen (z.B. Gespräch in einer halligen Cafeteria, Bahnsteigszene, Shopping-Mall Szene, Fernsehen mit einer zweiten Person, Gespräch auf einer Familienfeier). Mittels 3D-Rendering-Software werden Sprachaufnahmen in die jeweilige Szene künstlich eingebettet, sodass eine plausible Alltagssituation entsteht, in der das Sprachmaterial zur Szene passt, aber auch flexibel austauschbar ist. Anschließend werden diese akustischen Szenen im Lautsprechersystem mit Normalhörenden auf Alltagsnähe und Realismus bewertet. Aus den erstellten akustischen Szenen werden dann die geeignetsten für das Projekt ausgewählt, für welche dann ein eingebettetes Bewertungsverfahren entwickelt wird. Aus den Antworten wird dann für jede Szene eine Bewertung zwischen 0 und 100 % berechnet. Zudem soll jede Szene in mehreren Realisierungen mit gleichem (z.B. durch Änderung der Schlüsselwörter) oder unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad (Änderung des SNR) angeboten werden können. Der Messablauf beinhaltet dann mehrfache Darbietungen bei adaptiver Schwierigkeitsgrad-Veränderung (ähnlich wie bei adaptiven Sprachtests). Lerneffekte sind hierbei zu berücksichtigen. Ziel ist es ein Testverfahren zu erhalten, das sowohl alltagsnah und realistisch, als auch gut reproduzierbar ist.

Arbeitspaket 3: Technische Evaluation von Hörgeräten in den Szenen
Es soll ein technisches Verfahren entwickelt werden, mit dem die adaptive Einstellung von High-end Hörgeräten (bzgl. Verstärkungswerten, Richtmikrofoncharakteristik und Adaptation an die Umgebung) in den simulierten Szenen zeitsynchron verfolgt werden kann. Als Grundlage dafür wird auf bereits vom DHI entwickelte Verfahren zurückgegriffen, die es ermöglichen mittels verallgemeinertem Phaseninvertierungsverfahren den SNR-Gewinn zeit- und richtungsabhängig durch ein Richtmikrofonsystem in einer akustischen Situation technisch zu bestimmen.
Arbeitspaket 4: Evaluation der Alltagssituationen mit Hörgesunden
Die neuen eingebetteten Tests aus Arbeitspaket 2 werden mit Hörgesunden in der virtuellen Umgebung evaluiert und optimiert. Hierzu werden umfangreiche Hörtests von wissenschaftlichen Hilfskräften ausgeführt, um z.B. die Pegel von bestimmten Schlüsselwörtern so anzupassen, dass ein fließender Austausch dieser Schlüsselwörter in der Szene bei gleichem Sprachverstehen möglich ist. Ebenso soll das adaptive Verfahren zur Änderung der Schwierigkeit der Szene in seiner Reproduzierbarkeit geprüft und optimiert werden. Die Optimierung soll auch in Bezug auf die Länge der dargebotenen Szene und die Anzahl und Auswahl der daraufhin dem Probanden vorgelegten Fragen erfolgen. Es folgen umfangreiche Test um normative Werte für Normalhörende zu erhalten.
Arbeitspaket 5: Evaluation der Alltagssituationen mit Hörgeräteträgern
Dieselben Tests wie mit Normalhörenden aus Arbeitspaket 4 werden nun mit Schwerhörenden mit und ohne High-end Hörgeräte durchgeführt. Aus den Ergebnissen wird klar werden, wie sich in Alltagssituationen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Sprachverstehen und Höranstrengung ändern, wenn eine (versorgte) Schwerhörigkeit vorliegt und wie Hörgerätefeatures diese beeinflussen. Es werden an dieser Stelle vor allem sensorineural schwerhörende Probanden für die Messungen benötigt. Bezüglich der kommerziell erhältlichen Hörgeräte ist auf Kontrolle des Herstellers, sowie des Anpass-Prozesses zu achten um möglichst unbeeinflusst von diesen Größen den Effekt des Hörgerätes an sich auf die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, das Sprachverstehen und die Höranstrengung zu untersuchen.