Lokales optimiertes Energiemanagement
Simulationen
Die Rolle eines lokal optimierten Energieversorgungssystems (z.B. ein dörfliches Netz) innerhalb des nationalen und internationalen Versorgungssystems wurde analysiert. Dabei interessierte uns die Frage, welchen Einfluβ eine lokale Optimierung auf die CO2 Bilanz des Gesamtsystems von Deutschland samt seiner elektrischen Nachbarländer hat. Weitere Simulationen gaben Aufschluβ über die beste ökonomische Lösung. Verschiedene Szenarien wurden simuliert, von denen vier hier vorgestellt werden.
Ergibt es Sinn lokal das Energiemanagement zu optimieren, wenn man das Gesamtsystem betrachtet?
Des Weiteren wird diskutiert:
Wann agiert die resultierende lokale Lastkurve positiv auf das elektrische Gesamtsystem?
Können Speicher systemdienliche Zeiten erhöhen?
In welchen Fällen können CO2 Emissionen des Gesamtsystems reduziert werden?
Was ist die wirtschaftlichste Lösung?
Was ist wichtig für das übergeordnete System?
Als übergeordnetes System betrachten wir das deutsche Versorgungssystem sowie die Systeme der verbundenen Nachbarländer.
Die Daten unseres Modelldorfes sowie die Daten von Deutschland und der umgebenden Länder wurden gesammelt und in unser Modell eingesetzt. Lastkurven für jede Stunde des Jahres wurden abgespeichert.
Das Untersystem kann unterstützend zum übergelagerten System wirken, man sagt auch systemdienlich, oder nicht, je nachdem, wie das jeweilige Szenario gewählt ist. Das Subsystem verhält sich systemdienlich zum übergeordneten System, wenn es zusätzliche Energie bereit stellt in Zeiten, zu denen dem übergeordnete System Energie fehlt, oder umgekehrt.
Hier werden vier verschiedene Szenarien vorgestellt, A,B,D and F, vgl. Abbildung oben.
Es wurden insgesamt mehr Szenarien simuliert, als hier dargestellt werden, daher die Nummerierung. Die anderen Fälle können in einem detaillierten Report gefunden werden (Sönke Bohm and Martin Söthe, Report EUF findet sich im Menue ’Publikationen’ auf der Webseite). Der Report beinhaltet auch eine Beschreibung, wie man auf die Simulationen zugreifen kann unter github.com/znes/ carpeDIEM.
Induzierte und vermiedene CO2 Emissionen
Die Simulationen erlauben die Bestimmung der CO2 Emissionen für die beschriebenen Szenarien. Wir unterscheiden zwischen einem isolierten Dorf mit einem Speicher, der nur lokal zur Verfügung steht und einem integrierten Fall, bei dem die Speicher integriert werden in das übergeordnete Versorgungsnetz.
CO2 Emissionien für den isolierten Fall, in dem Speicher nur lokal zur Verfügung stehen.
Scenario | CO2 (t/a) |
A Base case | 0 |
B Prosumer batteries | 9 |
D PV and centralized battery | 45 |
F Wind and centralized battery | 7 |
Die Tabelle listet die Resultate für den isolierten Fall auf. Die positiven Werte zeigen für alle Szenarien, dass wir hier zusätzliche CO2 Emissionen generieren, (Referenzfall ist Null).
Die Resultate für den integrierten Ansatz, vgl. nächste Tabelle, zeigen, dass in diesem Fall alle Szenarien zu einer Einsparung von CO2 Emissionen führen, daher die negativen Werte für CO2.
CO 2 Emissionen für den Fall, bei dem Speicher integriert im übergeordneten Versorungssystem sind.
Scenario | CO2 (t/a) |
A Base case | 0 |
B Prosumer batteries | -7 |
D PV and centralized battery | -48 |
F Wind and centralized battery | -5 |
Kosten
Die ökonomischen Daten können zwei Kategorien zugeteilt werden, zentralen und dezentralen Batterien. Als dezentrale Batterien gingen wir von Vanadium Redox Flow (VRF) Batterien aus, währen wir im Fall von zentralen Einheiten Li-Ionen Batterien angenommen haben. Das berücksichtigt auch, dass eine VRF Batterie die am kosteneffektivste Lösung, nach Berechnungen unseres Partners von der THL, ist. Im Modell gingen die mittleren Technologiekosten mit 985 und 855 Euro pro kWh ein. Des Weiteren gingen finanzielle Parameter wie die Verzinsung und eine Abschreibungsphase in die Rechnungen ein.
Tabelle: CO2 Vermeidungskosten wurden berechnet.
Scenario | Costs | Costs |
€/a | €/a | |
Zeitraum | 20a | 30a |
B Prosumer Batterien | 2729,73 | 1819,82 |
D PV und zentrale Batterie | 2370,18 | 1580,12 |
F Wind und zentrale Batterie | 5416,66 | 3611,10 |
Das Szenario D erscheint als das Jenige, welches mit einem integrierten Ansatz die CO2 Emissionen im Vergleich zu dem isolierten Ansatz am meisten reduziert (vgl. vorherige Tabelle). Ein zentraler Batteriespeicher erscheint daher besser als viele verteilte Batteriespeicher.
Ökonomie von lokalen Batteriesystemen
Die resultierenden Lastkurven des Subsystems wurden weiter analysiert im Hinblick auf finanzielle Gewinne durch Verkauf oder Kauf von Elektrizität an das übergeordnete Elektrizitätsnetz.
Theoretische Kosten und Nutzen eines Referenzfalls wurden berechnet und ebenso die theoretischen Kosten und der Nutzen der Fälle mit Batteriespeichern. In den Fällen mit Batteriespeichern zeichnete sich ab, dass in der Tat weniger Geld für den Erwerb von Strom in Zeiten niedriger Produktion ausgegeben werden muss. Andererseits konnten wir sehen, dass in den meisten Fällen der Gewinn aus dem Verkauf von Elektrizität auch reduziert war, sogar mehr als die gesparten Kosten für den Erwerb von Strom. Die Tabelle zeigt die Kosten-Nutzen Bilanz als negative Werte für die Szenarien B und D wohingegen sich im Szenario F ein positiver Wert ergibt. Allerdings müssen bei diesen Betrachtungen die Kosten der Batterie möglichen Ersparnissen gegenübergestellt werden.
Tabelle: Einnahmen aus dem Verkauf von Energie und Ausgaben für Energiekäufe (alle Zahlen in Euro).
Scenario | Einnahmen | Ausgaben | Bilanz | Verhältnis zum Referenzfall |
A | 75500 | 18183 | 57317 | |
B | 73552 | 16821 | 56731 | -586 |
D | 60475 | 5079 | 55396 | -1921 |
F | 123639 | 4812 | 118829 | 643 |
Zentrale Ergebnisse
- Im Fall des isolierten Ansatzes werden zusätzliche CO2 Emissionen im übergeordneten Energiesystem induziert. Wir können feststellen, dass der integrierte Ansatz zu den niedrigsten CO2 Emissionen in den simulierten Szenarien führt. Jeder isolierte Ansatz führt zu sub-optimalen Lösungen. Batteriespeicher sollten möglichst zentral verfügbar gemacht werden, um CO2 Emissionen zu minimieren. Im Vergleich zu anderen Speichermöglichkeiten stellen Batterien allerdings eine teure Variante dar.
Zusammenfassend können wir feststellen, dass Batterien Sinn ergeben aus der Systemperspektive, wenn andere flexible Lösungen nicht zur Verfügung stehen, aber die Ladung und Entladung von Batterien sollte dem Gesamtenergiesystem zur Verfügung stehen. - Ergibt es Sinn einen lokalen Batteriespeicher an ein Mikronetz anzuschlieβen?
Aus Verbrauchersicht mag es sinnvoll sein, eine Batterie zu kaufen und in einem Mikrosystem anzuschlieβen. Das kann Kosten sparen, wenn es einem erlaubt zu Spitzenzeiten Strom hinzuzukaufen oder wenn die Verbindung zum übergelagerten System, z.B. ein Inverter oder eine Übertragungsleitung, zu schwach ist, um die überschüssige oder gebrauchte Energie zw. Subsystem und übergeordnetem System zu transportieren. Ein Vergleich der Optionen sollte in diesem Fall auch die Verstärkung des Netzwerkes in Betracht ziehen.
Aus der Makro-Perspektive können lokale Batterien helfen CO2 Emissionen zu reduzieren, wenn die Batterien dem gesamten System zur Verfügung stehen, z.B. in dem Fall in dem Laden und Entladen gesteuert wird nach den Bedürfnissen des gesamten Systems. Geschieht das nicht, wird ihr Einfluss im Gesamtsystem immer suboptimal sein.
Zusammenfassung
- Eine “Optimierung” eines lokalen Systems kann zu zusätzlichen CO2 Emissionen im übergeordneten Energienetz führen.
- Die Integration von Speichern im übergeordneten Energiesystem wird CO2 Emissionen reduzieren.
- Batteriespeicher sind immer eine teure Lösung, um CO2 Emissionen zu reduzieren.
- Empfehlung: wenn Batteriespeicher gewünscht sind, dann sollten sie Zentral zur Verfügung stehen.
Die Simulationen basieren auf der derzeitigen Netzinfrastruktur. Speicher in einem lokalen System können Sinn ergeben:
- wenn die lokale Infrastruktur so eingeschränkt ist, das eine erweiterte Nutzung von erneuerbarer Energie nicht möglich ist.
- für abgelegene Systeme, vor allem weil dort die Netzinfrastruktur eingeschränkt ist.
- wenn die Netzstabilität von Speicherlösungen profitiert, besonders dann, wenn erneuerbare Quellen Ihren Anteil am elektrischen Markt vergröβern.